Bewahrung und Reinhaltung der Muttersprache haben in Island eine lange Tradition. So stehen sprachpolitische Fragen auf wissenschaftlicher Ebene wieauch in der Alltagsdiskussion seit jeher im Vordergrund: Sprachpflege ist gesamtisländisches Anliegen und damit selbst Teil der nationalen Identität. Der Einzug der digitalen Medien hat das Sprachgeschehen zusätzlich beschleunigt und der Debatte eine weitere Dimension hinzugefügt. Welchen Stellenwert hat die Muttersprache heute im Selbstbild isländischer Sprecher? Gelingt es der modernen Sprachpolitik mit ihrer kreativen Neuwort-Technik, die Sprache den Anforderungen des Computerzeitalters anzupassen, ohne dabei den Kontakt zum literarischen Kulturerbe Islands zu verlieren? Oder wird sie im Zeitalter von E-Mail, Chats und Weblogs ihre Rolle als nationales Identitätssymbol bald aufgeben müssen? Ziel der Studie ist es, die puristische Denktradition vor ihrem historischen wie ideologischen Hintergrund zu beleuchten und die gegenwärtige Sprachsituation kritisch darzustellen: Wo findet das Isländische des 21. Jahrhunderts seinen Platz zwischen Isolation und Anpassung, Tradition und Weltoffenheit?