Nach Phasen scheinbaren Niedergangs kündigte sich spätestens seit den 1980er Jahren eine wahre Renaissance literaturgeschichtlicher Tätigkeit an, die seither nichts an Schubkraft verloren hat. Es schien deshalb an der Zeit, in reflexiver Brechung diese Gattung ihrerseits einer historischen Betrachtung zu unterziehen. Die vorliegende Studie beschreibt für die anglophone Literatur der britischen Inseln zum ersten Mal in Ausführlichkeit jenen Abschnitt der Geschichte, der im Laufe der Recherchen als konstitutiv für die Ausbildung und Festigung des heute noch geläufigen, wenn auch vieldiskutierten und weiterentwickelten literaturgeschichtlichen Paradigmas befunden wurde.
Von Thomas Wartons torsohafter History of English Poetry (1773-81) bis zu den monumentalen Werken der spätviktorianischen und edwardiansichen Zeit wird das komplexe Zusammenspiel von poetologischen, gesellschaftlichen, politischen, institutionellen und pädagogischen Faktoren untersucht, aus denen sich der literaturhistoriographische Diskurs konstituierte und den immer zahlreicher erscheinenden Literaturgeschichten ihre Prägung verlieh. Ein Ausblick auf die weitere Entwicklung der Gattung und ihr mitunter unerwartetes Überleben im 20. Jahrhundert bildet den Abschluss der Studie.