Rezension "Leitfaden Chinesischer Medizin - Therapie" von Claudia Focks, 7. Auflage 2018
Elsevier / Urban-Fischer
Wer sich dem Studium der Traditionellen Chinesischen Medizin (kurz TCM) verschrieben hat, der hat gewiss schon sehr früh eine Ahnung von deren Komplexität und Andersartigkeit bekommen.
Ein Leitfaden will sich der umfassenden Darstellung eines Themas widmen. Da für diese Aufgabe, wenn es um die TCM geht, ein einziges Buch kaum reichen kann, hat sich der Elsevier Verlag dazu entschieden, gleich 2 Bände herauszubringen, wobei der 1. Band die Grundlagen der TCM beschreibt und der vorliegende 2. Band die Therapiemöglichkeiten innerhalb der TCM. Diese Gliederung wirkt äußerst sinnvoll.
Gleich zu Beginn der 1176 Seiten findet der Leser eine Übersicht der 28 Kapitel und deren Themen. Wenige Seiten später, nach einer generellen Bedienungsanleitung zum Buch, wird diese Grobübersicht noch einmal als Inhaltsverzeichnis mit sämtlichen Unterkapiteln aufgegliedert dargestellt, so dass der Leser nun eine detaillierte Ahnung von der unglaublichen Weite der Themenbehandlung in diesem Werk bekommt. Diese Themen reichen von allgemeinen Behandlungs- und Therapiegrundlagen, Therapieansätzen nach Zang-Fu Syndromen, Shang Han Lun und Wen Bing Lun über eine Betrachtung der therapeutischen Möglichkeiten in sämtlichen Organsystemen aus chinesischer Sicht. Kapitel mit besonderer Thematik, wie Allergien, Infertilität der Frau, Schwangerschaft und Geburt, sowie psychologische Störungen, Suchterkrankungen, chronisch-entzündliche Erkrankungen und Begleitung onkologischer Erkrankungen, sowie Pädiatrie finden sich ebenfalls, inhaltlich ausführlich dargestellt, in diesem Fachbuch. Die letzten beiden Kapitel "Das Leben nähren" und "Sterbebegleitung" runden dieses Werk thematisch perfekt ab. Ein Anhang mit einem Wörterbuch zur Übersetzung wichtiger Begriffe, einem Sachregister und einem Literaturverzeichnis findet sich im Schlussteil des Buches.
Die Kapitel im Einzelnen beginnen erneut mit einer noch feingliedrigeren Übersicht des Kapitelthemas, bevor tatsächlich der eigentliche Lesestoff beginnt. Zum Glück legt die Autorin so viel Wert auf Gliederung und Struktur, ohne die der Leser sonst sicherlich schnell hoffnungslos in dem großartigen Umfang des Werkes verloren wäre. Da der Leser aber aufgrund dieser Struktur das Buch einfach chronologisch lesen oder auch nur gezielt bestimmte Inhalte nachschlagen kann, besteht diese Gefahr nicht. Kurzum: trotz des Umfanges findet man sich stets gut zurecht.
Inhaltlich erklärt und erläutert die Autorin klar verständlich, zielgerichtet und umfangreich, indem sie auf alle nur erdenklichen Aspekte des jeweiligen Themas eingeht und ihre therapeutischen Empfehlungen ausführlich darstellt. Es geht darum, den Leser mit hervorragenden und tiefgründigen Fachwissen zu versehen und dies auf verständliche Art und Weise zu erreichen. Und das gelingt der Autorin, die zweifelsfrei auf dem Gebiet der TCM eine absolute Expertin ist.
Das Buch von Frau Focks will thematisch über die Therapiemöglichkeiten der TCM informieren und dies macht es auch in beispielloser Form. Neben den jeweils detaillierten Erläuterungen finden sich kontinuierlich im Anschluss an diese die empfohlene Akupunktur und Arzneidroge noch einmal kurz und übersichtlich dargestellt. Dies ist zweifelsohne eine große Hilfe beim erneuten kurzen Nachschlagen. Immer wieder ergänzt die Autorin deutsche oder lateinische Begriffe um die chinesischen Bezeichnungen, so dass der Leser sprachlich nie Schwierigkeiten bekommt und dieser im Gegenzug noch die Möglichkeiten erhält, sein Fachvokabular noch einmal zu überprüfen oder sogar zu erweitern. Auf die einzelnen Kapitel inhaltlich weiter einzugehen ist im Rahmen einer solchen Rezension bei der Komplexität dieses Buches schier unmöglich.
Ich möchte noch kurz der Vollständigkeit halber darauf hinweisen, dass die Autorin als Therapieformen im Wesentlichen die Akupunktur und die Arzneimittelgabe anspricht. Sie verweist selbst darauf, dass Tuina im Kapitel Pädiatrie Beachtung findet und sonst im Band 1 des Leitfadens auf Tuina eingegangen wird. Auf Tajii und Qigong wird nicht weiter eingegangen. Dies würde auch sicherlich den Rahmen des Buches deutlich sprengen. Es gibt hierfür aber im selbigen Verlag spezielle Literatur.
Der Leser sollte wissen, dass das Buch sehr textlastig ist. Dies zeigt nochmals, welch umfangreiches Wissen die Autorin zu vermitteln mag. Abbildungen existieren nur äußerst wenige, so dass sie hier keiner weiteren Erwähnung bedürfen. Dafür dienen Tabellen immer wieder als strukturelles Hilfsmittel. Etwas bedenklich sehe ich die sehr kleine Schriftgröße, die dann, wenn man sich diesem Werke länger widmet, in Verbindung mit der hohen Textlastigkeit das Lesen sehr anstrengend macht, auch wenn der Grund für die Wahl dieser Schriftgröße auf der Hand liegt: es sollte sicherlich vermieden werden, dass die Anzahl der Seiten noch umfangreicher wird.
Das Buch besitzt einen harten und soliden Einband, sowie 2 Bänder als Lesezeichen.
Ich kann diesen Leitfaden genauso wie den dazugehörigen 1. Band nur jedem ans Herz legen, der sich ernsthaft mit der Traditionellen Chinesischen Medizin befasst. Wer sich in dieses Werk einarbeitet wird den Schatz an Wissen, der hieraus hervorgeht, nicht mehr missen wollen.
Fazit: absolute Kaufempfehlung für Anfänger als Unterstützung, für Experten als tief fundiertes Wissensschatzkästchen zur Kompetenzerweiterung und als Nachschlagewerk.