9. Mai 1966: Ein Signal, ein Knopfdruck, das Kernkraftwerk Rheinsberg geht offiziell in Betrieb. Die DDR ist im "Atomzeitalter" angekommen, als erster der beiden deutschen Staaten. Das Kernkraftwerk Rheinsberg steht als Beispiel dafür, wie die SED-Führung seit Mitte der 1950er Jahre Herrschaftslegitimation mittels Modernisierung anstrebte. Die industrielle Nutzung der Kernenergie entwickelte sich zum festen Bestandteil der "wissenschaftlich-technischen Revolution". Ziel war die kaum begrenzte Produktion von günstigem, sauberem und sicherem Strom. Allerdings verkehrte sich die Idee in ein doppeltes Gegenteil. Zuletzt unterlag die DDR-Kernenergiewirtschaft mehr als zuvor sowjetischen und westdeutschen Abhängigkeiten.Sebastian Stude beschreibt die Geschichte der DDR-Kernenergiewirtschaft. Darüber hinaus werden am Beispiel des Kernkraftwerkes Rheinsberg Modernisierungsprozesse und soziale Praktiken in einer ostdeutschen Randregion geschildert. Es wird gezeigt, wie der zentral entworfene Strukturwandel die Lebenswirklichkeit der Menschen vor Ort prägte.Basis der Untersuchung war eine breite Quellengrundlage in Archiven (erstmals konnten die Überlieferungen im Betriebsarchiv des Kernkraftwerkes eingesehen werden) und Interviews mit Zeitzeugen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9
Einleitung 11
a) Das Kernkraftwerk Rheinsberg in der historischen DDR-Forschung 11
b) Methodische Zugänge 14
1 Die DDR-Kernenergiewirtschaft 25
a) Ursprünge und Phasen der DDR-Kernenergiewirtschaft 25
b) Die industrielle Nutzung der Kernenergie als Konzept 107
2 Neuland, Spurmacher und ihre Inszenierung 128
a) Ein Kernkraftwerk wird gebaut. Erstes Kapitel über den Aufbau des Sozialismus 128
b) Eine Gesellschaft wird gebaut. Zweites Kapitel über den Aufbau des Sozialismus 164
c) Die Inszenierung. Drittes Kapitel über den Aufbau des Sozialismus 182
3 Das Kernkraftwerk und die Kernkraftwerker 196
a) Der Betrieb 199
b) Der Kernkraftwerker: neuer Mensch und sozialistischer Arbeiter 225
4 Sicherheit 268
a) Ein ostdeutscher Atomstaat ? 268
b) Stromproduktion und Risiken 289
c) Angst und Verantwortung 313
5 Ein neuer Anfang 328
a) Schaltmomente 328
b) Stilllegung und Rückbau 338
6 Schluss: Was bleibt vom roten Strom ? 347
Anhang 359
Danksagung 393
Zum Autor 394