Inspiriert von den Studien des Ethologen Donald Griffin über das Echolotiersystem der Fledermäuse formulierte der amerikanische Philosoph Thomas Nagel den Grundeinwand gegen eine rein objektivistisch verfahrende Wissenschaft vom Leben: Denken wir das Leben ohne Subjekt, will sagen: ohne Tierperspektive, denken wir es nur zur Hälfte. Eduard Kaeser nimmt die inzwischen berühmte Frage Nagels «Wie ist es, eine Fledermaus zu sein?» auf und spinnt den Faden weiter.
Aber genügt es tatsächlich nicht, über Lebewesen evolutionäre und physiologische Tatsachen zu kennen? Wozu die Frage nach ihrem subjektiven Erleben? Sie artikuliert ein Unbehagen gegen die mächtige cartesianische Metapher des Lebewesens als eines organischen Automaten: im Tier und in der Pflanze ist `niemand zuhause sie werden als durch physiologische Mechanismen bestimmt gedacht.
Eduard Kaeser versucht sich an einem Gegenparadigma. Das hat nichts mit einer `Wiederverzauberung der Natur zu tun, sondern mit Ergebnissen aus der Tier- und Pflanzenforschung, die nahelegen, Tiere und Pflanzen als Subjekte ihres spezifischen Lebens zu betrachten.
Seit Alan Turings Arbeiten über künstliche Intelligenz hat man sich ironischerweise sogar mit dem Gedanken angefreundet, auch Automaten als Quasi-Subjekte anzusehen. Treten wir in ein neues Zeitalter ein, bevölkert von natürlichen und künstlichen Subjekten?
Inhaltsverzeichnis
Vorspiel: Nichtmenschliche Subjekte
Das Tiersubjekt
Haben Tiere ein subjektives Erleben?
Ein Pionier der Tiersubjektivität: Jakob von Uexküll
Das Paradigma des Tiersubjekts
Die Idee eines `beseelten Naturalismus
Das Pflanzensubjekt
«No brain, no gain»
Zwei Baumbegegnungen: Buber und Benjamin
Das Beispiel der `hörenden Pflanze
Die Idee eines dezentrierten Naturalismus
Das Automatensubjekt
Können Maschinen denken?
Vom Hammer zum Roboterkind
Symbiose von Mensch und Maschine
Wie ist es, eine Maschine zu sein?
Nachspiel: Der anthropomorphe Rest