"Der kleine Bär ist ein schwerfälliges, kaltblütiges und sanftes Tierchen; er lässet die Mitbewohner seines Tropfens mit gleicher Gleichgültigkeit als der Löwe das Hündgen um und an sich fahren". Diese blumenreiche aber durchaus treffende Beschreibung aus dem 18. Jahrhundert bezieht sich auf ein Bärtierchen, also auf eines jener faszinierenden Lebewesen, von denen manche gehört, die aber nur wenige gesehen und mit denen sich stets nur einige Spezialisten intensiver beschäftigt haben.
Die bis 1,5 mm langen, vielzelligen Bärtierchen (Tardigraden), deren Stellung innerhalb des Tierreichs noch immer umstritten ist, bewohnen Lückensysteme in Gewässern aller Art, im Boden und in Pflanzenpolstern, soweit diese mit Wasser gefüllt sind. Trockenperioden überdauern viele von ihnen in einem Zustand latenten Lebens, in dem sie nahezu wasserfrei, extreme Umweltbedingungen ertragen können, ein Phänomen, an dem sich ein lang andauernder Streit darüber, ob der Stoffwechsel zum Stillstand kommen kann oder nicht, entzündet hat.
Der vorliegende Band informiert über den heutigen Stand der Tardigradenforschung; er behandelt strukturelle und physiologische Besonderheiten, Fortpflanzung, Entwicklung, Ökologie, Stammesgeschichte, Systematik, Untersuchungs-methoden sowie Haltung und Zucht und soll dazu beitragen, das Interesse an dieser noch viel zu wenig bekannten Tiergruppe zu wecken.