Tanja Busses Buch Das Sterben der anderen trägt den Untertitel: Wie wir die biologische Vielfalt noch retten können und erscheint im Blessing Verlag.
Langsam kommt niemand mehr an den Meldungen vom Artensterben vorbei. Jeder Tierfreund hat es bemerkt, die Naturschützer schlagen Alarm. Es steht fest, dass die Zahl der Insekten in den letzten 27 Jahren um mehr als 75 Prozent abgenommen hat. Lange Zeit hatte man nur die Bienen im Visier, doch auch bislang weit verbreitete andere Insekten sind in Gefahr. Es ist ein Teufelskreis, denn mit ihnen sterben auch ihre Fressfeinde, die Igel, Maulwürfe, Fledermäuse, Amphibien und Vögel.
Wenn sich bestimmte Arten zu sehr auf spezielle Lebensräume anpassen, kann das zum Teil ihr Überleben sichern, es kann ihnen aber auch zum Verhängnis werden, wenn die Lebensräume verschwinden.
Zwei Drittel der gesamten Welternte stammen von neuen Pflanzen: Zuckerrohr, Mais, Reis, Weizen, Kartoffeln, Sojabohnen, Ölpalmen, Zuckerrüben und Maniok. Dabei gibt es rund 382000 verschiedene Pflanzen auf der Welt... Doch nur neun davon füllen unsere Teller. Zitat Seite 314
Tanja Busse, Landwirtschafts- und Ökoexpertin analysiert und erklärt in verständlichen Worten auch Fachfremden die gegenwärtige Situation im Arten- und Naturschutz und zeigt mögliche Gegenmaßnahmen auf.
Mit eigenen Erlebnissen, Überlegungen und Anekdoten von Forstwirten, Landwirten und Wissenschaftlern bringt Tanja Busse auf den Punkt, welche Gesetze und Ziele für den Erhalt von Arten angepeilt werden und wie schwerfällig, unsinnig und teilweise zu bürokratisch Gesetze der EU umgesetzt werden oder nicht dort ansetzen, wo Regelungen etwas sinnvolles bewegen würden. Die Probleme und Umweltfolgen benennt sie offen und zeigt entsprechende Lösungsansätze auf.
Sie geht mehrfach auf landwirtschaftliche Belange ein, denn hier geht es um Fördergelder zugunsten ökologisch geführter Betriebe. Doch die vielen EU-Gesetze setzen nicht immer am richtigen Punkt an, vielfach erschweren sie z. B. bereitwillig auf Pflanzenschutzmittel verzichtenden Landwirten die Arbeit.
Die EU-Regelungen sind für alle Länder einheitlich geregelt, was aber für den speziellen ökologischen Zustand nicht überall maßgeblich ist. Nicht immer erscheinen die Gesetze sinnvoll und logisch, häufig werden eher die finanziellen Belange der Länder in den Fokus genommen.
Und man mag es kaum glauben, denn wer etwas für den Artenschutz machen möchte, bekommt nicht selten Auflagen, die kaum zu schaffen sind. Schade, denn auch kleine Schritte können im Grunde schon etwas zum positiven bewirken.
Wir müssen die biologische Vielfalt als unsere Lebensversicherung verstehen. Zitat Seite 114
In 14 Kapiteln beschreibt Tanja Busse interessante Inhalte über Kulturpflanzen oder Gentechnik, zum Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln oder von Schutzzonen, die keinen Schutz bringen. Sie macht deutlich was Momokulturen und Flußbegradigungen auslösen, was der Verlust von Allmendeflächen bedeutet.
Die Lektüre öffnet jedem Leser die Augen, denn hier läuft einiges schief. Die Schwerfälligkeit von Gesetzen und ihre bürokratische Umsetzung machen es nicht besser. Im Gegenteil, willige Landwirte verlieren aufgrund vielfältiger Leitlinien und umständlicher Beweislast nicht nur Zeit für ihre Arbeit, sondern auch die Lust, sich hier weiter für die Natur einzusetzen.
Das Buch mutet übrigens wie eine Dokorarbeit an, denn ein umfangreiches Literaturverzeichnis und 26 Seiten mit Anmerkungen bringen weitere Infos über die Quellen.
Dieses Buch erklärt die fachlichen Zusammenhänge des Artensterbens verständlich und zeigt offen die Probleme auf, gibt aber auch Lösungsansätze, die helfen können. Es ist ein Wandel nötig, das muss jedem von uns klar werden. Die Natur ist unsere Zukunft, sterben die Tiere, stirbt irgendwann auch der Mensch.