Auftakt einer exotischen Trilogie
Von Tereza Vanek habe ich schon einiges gelesen, das mir gut gefallen hat und ganz andere Facetten als das englische Mittelalter bzw die Tudorzeit hat,. Da ich gerade den 2. Teil der Formosatrilogie gewonnen habe, habe ich mir den 1. Band gekauft und war sofort von der Exotik des Landes Formosa (heute Taiwan) und den interessanten Frauenfiguren gefesselt.Die eine Hauptperson ist Griet, eine holländische Schönheit mit feuerroten Haaren, die nicht nur verdammt stur, sondern auch am Leben interessiert und neugierig ist. Die andere Protagonistin ist Quianquien, eine wohlerzogene Chinesin aus guten Haus, die lernen muss, aus ihrer Rolle der Passivität und Ergebenheit zu schlüpfen, um zu überleben.Griet kann ihre Liebesheirat mit dem älteren Aert durchsetzen, beginnt jedoch bald an der Gleichgültigkeit ihre Mannes zu leiden. Als dieser geschäftlich nach Formosa reisen muss, begleitet sie ihn und seine drei Kinder, die sich auch erst an die Stiefmutter gewöhnen müssen. Auf der Insel eingelangt, versucht Griet im Gegensatz zu ihrem Gatten sich mit der Insel vertraut zu machen. Dies gelingt ihr mit der Hilfe eines Mestizen namens Diego.Quianquien überlebt den Mord an ihrer Familie, muss aber danach mit Hilfe einer Kurtisane und deren Freund aus ihrer Heimat fliehen. Nach einer abenteurlichen Flucht landen sie in Formosa, wo sie anfangs in Armut leben. Obwohl die junge Chinesin lernt, sich zu wehren, verliert sie dennoch nicht ihr gutes Herz. Dies zeigt sich, als sie einen Verletzten gesund pflegt, der sich Bruder Griets entpuppt. Als beide Frauen der Liebe begegnen, beginnt auf der Insel das hochexplosive Konglomerat der verschiedenen Nationen, den Chinesen, den Holländern der Handelsgesellschaft und den Ureinwohnern, zu gären. Die Konflikte sind vorprogrammiert, denn die Chinesen unter ihrem Feldherren Koxinga möchten die Insel erobern. Quianqien geräte duch ihre Erziehung in einen tiefen Zwiespalt, und weiß anfangs nicht zu wem sie halten soll. Griet dagegen ist eine wahre Kämpfernatur und fast trotzig erkämpft sie ihr Glück. Wie und wo die beiden jedoch nach der Besetzung Formosas durch die Chinesenn weiterleben, das läßt die Autorin gekonnt offen. Tereza Vanek entführt in diesem Roman in eine fremde, exotische Welt, in die Machtkämpfe der anfangs schwer zu durchschauenden Dynastien und in die Kolonialpolitik der Niederlande auf den asiatischen Inseln. Gekonnt gibt sie den Leser*innen einen fundierten Einblick in die chinesische Kultur und in das Wesen der chinesischen Frauen, das vollkommen gegensätzlich zu dem der europäischen ist. Wie die Begegnung zwischen den beiden Kulturen, auch gegenüber den Ureinwohnern von Unverständnis und mangelnder Toleranz geprägt ist , das macht Tereza Vanek an Hand ihrer Hautfiguren als auch vieler Nebenfiguren deutlich. Griet und Quianqien sind starke Protagonistinnen, die Ecken und Kanten haben, aber sich auch stetig weiter entwickeln und dabei authentisch bleiben. Die Autorin hat nicht nur ihre Geschichte, sondern auch die vielen politischen Spannungen auf der Insel Formosa detailgetreu dargestellt, sodass ein interessantes und lehrreiches Buch entstanden ist, das leicht zu lesen und flüssig geschrieben ist.Ich bin schon ganz gespannt auf den 2. Teil!