Während in den vergangenen Jahrzehnten die Bestände großer Tierarten wie Wolf und Biber, Weißstorch, Fisch- und Seeadler in Deutschland zugenommen haben, nahmen diejenigen vieler anderer Arten ab, oft in dramatischem Ausmaß. Nahezu die Hälfte unserer Singvögel erlitt in den letzten 12 Jahren weitere Bestandsrückgänge. Die Ursachen für diese Veränderungen in den Verbreitungsgebieten und Bestandsgrößen sind vielfältig, wie in dem vorliegenden Band anhand repräsentativer Vogel- und Säugetierarten sowie Insektengruppen gezeigt wird.
Die Gründe für den Rückgang von Tierarten können sowohl hierzulande liegen - zum Beispiel Intensivierung in der Landwirtschaft mit verstärktem Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln oder Änderungen im Ackerbau - als auch, im Falle der Zugvögel, entlang der Zugstrecken. Bei dem Flug nach Afrika sind unter anderem die Bedingungen in den Rastgebieten nördlich und südlich der Sahara ein wichtiger Überlebensfaktor, aber auch Ereignisse entlang der Flugstrecke wie zum Beispiel Dürrekatastrophen, die zu einer stärkeren Bejagung der Vögel führen, wie aktuell an besenderten Störchen beobachtet wird. Auch mögliche zeitliche Entkopplungen müssen sowohl lokal vor Ort als auch räumlich über den gesamten Lebenszyklus der Vögel berücksichtigt werden. Obwohl Insekten die Nahrungsgrundlage vieler unserer Vögel und anderer Wirbeltiere darstellen und immerhin vier Fünftel der Tierarten Bayerns ausmachen, konnten sie bisher nur im Ansatz systematisch erfasst werden. Über das DNA-Barcoding, das eine Artermittlung per DNA-Sequenz ermöglicht, konnten für Bayern allein 60 neue Schmetterlingsarten nachgewiesen werden. Mit einer Referenzdatenbank, wie sie derzeit aufgebaut wird, können aus Massenproben durch die Methode des Next Generation Sequencing nunmehr schnell, kostensparend und verlässlich die enthaltenen Tierarten in einem einzigen Analysegang identifiziert werden.
Der vorliegende Band enthält die überarbeiteten Vorträge und Diskussionen der Fachtagung "Tierwelt im Wandel: Wanderung, Zuwanderung, Rückgang" im April dieses Jahres, ergänzt mit einer Zusammenfassung und zwei Registern. Der Dank des Forums Ökologie gilt allen, die zum Gelingen des Buches beigetragen haben, allen voran den Referentinnen und Referenten des Rundgesprächs für ihre Vorträge und die anschließende Ausarbeitung der schriftlichen Beiträge, der wissenschaftlichen Mitarbeiterin des Forums Ökologie, Frau Claudia Deigele, für die Erstellung der Transkripte und die redaktionellen Arbeiten und Herrn Hubert Hilpert, der den Band im Verlag Dr. Friedrich Pfeil fachkundig betreut hat.
München, im November 2017
Susanne S. Renner (Vorsitzende des Forums Ökologie
und Organisatorin des Rundgesprächs)