Ich habe längere Zeit überlegt, ob ich dir "Die Sonnenwächterin" von Maja Lunde hier als meine persönliche Empfehlung vorstellen soll.Nachdem ich das Buch zunächst alleine gelesen hatte, kam es mir zu gruselig für unsere Kinder vor, ja, selbst für unseren 8-jährigen Sohn. Im Internet habe ich von Empfehlungen gelesen, die von ab 9, bis ab 12 Jahren reichten und ich konnte diese gut nachvollziehen. Die Illustrationen der Sonnenwächterin, dass, was sie tut und die Komplexität der Geschichte, das hielt ich noch für schwierig für unsere Kinder.<br data-mce-fragment="1" style="box-sizing: inherit;"><br data-mce-fragment="1" style="box-sizing: inherit;">Und dann lag unser Sohn abends mit mir im Bett und konnte nicht einschlafen und ich, die ich die Geschichte noch frisch im Kopf hatte, begann zu erzählen. Er schlief dabei ein, wollte aber am nächsten Tag unbedingt wissen, wie es weitergeht (so gespannt war er bislang noch bei keinem anderen Buch).<br data-mce-fragment="1" style="box-sizing: inherit;"><br data-mce-fragment="1" style="box-sizing: inherit;">So kam es, dass ich tief durchatmete und überlegte. Ich rief mir mein Lieblingsbuch als Kind in Erinnerung: Ronja Räubertochter von Astrid Lindgren. War diese Geschichte nicht auch unheimlich mit all den Wilddrunen und dann auch noch der Schlucht, vor der sich Ronja hüten sollte? Ich fand schon und vielleicht machte auch diese gruselige Spannung, welche die Nerven kitzelt, den Reiz der Geschichte für mich aus. Ich entscheid mich, es mit der Sonnenwächterin bei unserem Sohn zu versuchen. Da unsere Vorlesezeit immer abends vor dem Einschlafen ist, hörte ich nicht nach Kapiteln, sondern an den am Stellen auf, welche die Nerven am wenigsten kitzelten.Lange nicht mehr hat sich unser Sohn jeden Abend so sehr auf das Vorlesen gefreut, dass er abends nur noch von mir vorgelesen bekommen wollte. Papa war erstmal abgeschrieben. Unser Frühlingsjunge wollte wissen, welches Geheimnis um Lilja, ihren Großvater, das Verschwinden der Sonne und um Junge lag, den Lilja im einzigen Sonnental der Erde fand. Wer war die Sonnenwächterin und würde es Lilja gelingen, das trostlose sonnenscheinlose Grau mit dem sprießenden Frühling abzulösen?<br data-mce-fragment="1" style="box-sizing: inherit;"><br data-mce-fragment="1" style="box-sizing: inherit;">Maja Lunde erzählt die Geschichte so mitreißend und einfühlsam, dass nicht nur ich, sondern auch unser Sohn an ihren Worten hingen - bis zum allerletzten Satzende.Obwohl, das stimmt nicht ganz. Vielmehr wohnten wir bis zur allerletzten Illustration bei Lilja, Junge, Hund und ihrem Großvater. Lisa Aisato illustriert so beeindruckend, dass es mich abwechselnd zu Tränen rührt, mich erstaunt die Augen aufreißen lässt oder mir ein Lächeln auf die Lippen zaubert.Aber inwiefern stärkt die Geschichte die Seele der Kinder? Lilja lebt in einer Welt, mit der sie unzufrieden mit den Umständen ist, unter denen sie aufwächst. Auch andere Dorfbewohner sind unglücklich mit der miserablen Lage, doch alle nehmen die Situation einfach so hin. Geht das unseren Kindern nicht manchmal auch so, sobald sie hinterfragen, warum manches so ungerecht in unserer Welt sein muss und weshalb es nicht anders sein könnte? Ich habe das Gefühl, dass es so ist. Zumindest geht es unserem Sohn häufiger so, dass er vor sich hin grübelt.Aber inwiefern stärkt die Geschichte die Seele der Kinder? Lilja lebt in einer Welt, mit der sie unzufrieden mit den Umständen ist, unter denen sie aufwächst. Auch andere Dorfbewohner sind unglücklich mit der miserablen Lage, doch alle nehmen die Situation einfach so hin. Geht das unseren Kindern nicht manchmal auch so, sobald sie hinterfragen, warum manches so ungerecht in unserer Welt sein muss und weshalb es nicht anders sein könnte? Ich habe das Gefühl, dass es so ist. Zumindest geht es unserem Sohn häufiger so, dass er vor sich hin grübelt.Lilja zeigte sich für lange Zeit genügsam wie ein Pflänzchen, dass in einer sonnenlosen Welt überlebte. Doch der Wunsch nach einer besseren Leben für sie, für ihren Großvater, für ihre Freunde im Dorf, brennt stärker in ihr als ihre Genügsamkeit.Lilja unternimmt etwas, lässt sich von ihrem Herzen und ihrer Neugierde leiten und überwindet ihre Ängste. Sie steigt aus einer Ohnmacht in Selbstwirksamkeit.Dabei denkt das Mädchen keinesfalls nur an sich selbst, denn selbst als sie auf wundersame Weise einen Weg findet, wie sie die Sonne ausschließlich in ihr Leben zurückhole kann, setzt sie sich für eine positive Veränderung ihrer Mitmenschen ein.Hartnäckig, selbst als alles verloren scheint, hält Lisa an ihren Träumen fest.Ganz nebenbei tauchen Kinder in den Frühlingsbeginn mit all seiner Pflanzenpracht ein.Ich finde, Kinder können sich gut in Lilja und auch in Junge (seinen richtigen Namen verrate ich hier noch nicht, um dir die Spannung beim Lesen zu erhalten) hineinversetzen. Sie spüren, dass sie die Veränderung anstoßen können, die sie sich tief in ihrem Herzen wünschen. Sie spüren darüber hinaus, dass alles wieder gut wird, selbst wenn das Erreichen ihrer Wünsche so aussichtslos erscheint, wie mit die Mondoberfläche mit der Fingerspitze durch das Fenster berühren zu können.Meine feinfühlige Leseempfehlung.