Dieser Krimi ist der vierte aus der Reihe Syndicat Berlin. Geschickt verquickt Autor Michael Jensen Fakten mit Fiktion. Zu den Fakten gehören die Brüder Sass und zahlreiche Persönlichkeiten aus dem Berlin von 1925 und 1926. Hier sind Marlene Dietrich, Ernst Gennat, Fritz Lang oder Sergej Eisenstein sowie zahlreiche Männer, die eine politische und daher undurchsichtige Rolle spielen wie Harry Graf Kessler oder Hermann Ehrhardt, zu nennen.
Worum gehts?
Im Herbst 1925 wird auf dem Ufa-Gelände in Nowawes/Potsdam ein russischer Diplomat ermordet. Er soll ein Bekannter des russischen Regisseurs Sergej Eisenstein gewesen sein, der eben seinen Revolutionsfilm Panzerkreuzer Potemkin abgedreht hat. Ein toter Diplomat ist zu keiner Zeit und in keinem Land gerne gesehen, bedeutet das für die ermittelnden Polizisten Einmischungen der Politik. Das müssen auch Paul Konter und sein Kollege Jens Druwe zur Kenntnis nehmen. Doch Paul wäre nicht Paul, wenn er sich an die Vorgaben hielte und ermittelt heimlich weiter. Dazu bedient er sich seiner Kontakte zur Familie Sass sowie zu anderen Ganoven.
Als dann das Gerücht um das Rote Erbe, nämlich Geld und Juwelen der aus dem revolutionärem Russland geflohenen Adeligen, die Runde macht, fasst Franz Sass, der mit den Unternehmungen der letzten Jahre kein so glückliches Händchen bewiesen hat, einen aberwitzigen Plan: Er will nicht nur ein Stück vom Kuchen, sondern gleich den ganzen und beginnt mit den Vorbereitungen zu einem waghalsigen Coup. Danach will er sich mehr oder weniger zur Ruhe setzen und am Stadtrand von Berlin gemeinsam mit einer Famiglia aus Neapel steuerschonend für die Italiener ein Casino betreiben.
Meine Meinung:
Die Weimarer Republik und die Filmstudios der Ufa sind hier Kulisse für einen hochspannenden und unterhaltsamen historischen Krimi, der aus dem Blickwinkel der Unterwelt erzählt wird. Dieser Blickwinkel beschert den Lesern Einblicke in die Netzwerke der diversen Mitwirkenden. So ist an manchen Stellen nicht ganz klar, wer die Guten und die Bösen sind, denn die Grenzen verschwimmen immer wieder. Vor allem Paul Konter wandelt, mit stillschweigender Duldung von Kriminalrat Ernst Gennat, auf einem äußerst schmalen Grat. Ich befürchte, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis ihm das Ganze um die Ohren fliegen wird.
Die Handlung ist, wie in den Vorgängern fesselnd erzählt. Die Charaktere sind vielschichtig angelegt.
Im Nachwort erklärt Autor Michael Jensen einiges zum historischen Hintergrund.
Gut gefallen hat mir, dass ich Jens Druwe, einer Figur aus einer anderen Krimi-Reihe des Autors, wieder begegnen durfte. Michael Jensen schafft es immer wieder, fiktive Figuren und historische Persönlichkeiten elegant in die Story einzubetten.
Fazit:
Gerne gebe ich diesem historischen Kriminalroman aus der Zeit der Weimarer Republik, der mich sehr gut unterhalten hat, 5 Sterne.