Politische Erfolge wie Misserfolge werden immer wieder auf Kommunikation zurückgeführt ? Politiker hätten wahlweise nicht ?gut genug erklärt? und Wählerinnen nicht ?abgeholt? oder konnten sich auf eine überzeugende Kampagne stützen. Dank moderner Massenmedien kommt es heute zunehmend auf die Präsentation von Politik an; Wähler entscheiden nicht länger nach stabilen und erwartbaren Präferenzen, sondern reagieren spontan auf Debatten, Inszenierungen und auf die Mediennutzung von Kandidaten. Dank Social Media haben sich die Möglichkeiten und Chancen zu Teilhabe und Mitwirkung an derartigen Debatten vergrößert. Alle in der Öffentlichkeit stehenden Personen erhalten dadurch schnellere, bisweilen brutalere Rückmeldungen. Unter den Bedingungen digital verstärkter Kommunikation muss daher mit Skandalisierung und Empörung gerechnet werden. Damit stellt sich die Frage, wie politische und öffentliche Akteure in dieser Gemengelage kommunizieren können und sollen. Jeder, der eine Gruppe zu repräsentieren beansprucht oder Überzeugungen und Entscheidungen vertreten will, steht derzeit vor ähnlichen Fragen: Wie kann öffentliche Ansprache gelingen? Astrid Séville und Julian Müller fragen daher nach den Möglichkeiten öffentlicher Ansprache. In Anlehnung an Erving Goffmans Begriff der Redeweisen richten sie den Blick auf heutige Formen öffentlicher Kommunikation in Deutschland. Dabei stehen nicht die radikalen Ränder, sondern die Neuverhandlungen des politisch Etablierten, Bürgerlichen und Demokratischen im Zentrum der Aufmerksamkeit. In den einzelnen Kapiteln wird anhand ausgewählter Beispiele untersucht, wie die angefochtene ?Mitte? kommuniziert, und verschiedene Varianten öffentlichen Sprechens werden skizziert.
Geboren 1984; Studium der Politikwissenschaft, Romanistik und Historischen Anthropologie in Freiburg und Paris; 2015 Promotion; 2022 Gastprofessur in Wien; Vertretungsprofessur an der TU München; Professorin für Politikwissenschaft an der Leuphana Universität Lüneburg.