"Was macht ein Jude am Schabbesmorgen in einem Porsche!" - das bekommt Max Breslauer zu hören, als er mit knapp hundert Sachen durch die Amsterdamer Innenstadt gerast ist und einen chassidischen Jungen auf dem Weg zur Synagoge angefahren hat. Eine Frage, die andere Fragen auslöst: "Was bin ich eigentlich? Ein Jude? Ein Goj? Worum dreht sich mein Leben?" Max, 36 Jahre alt und 90 Kilo schwer, Erbe eines Textilimperiums namens SuperTex, landet auf der Couch einer Analytikerin, der er sein Leben erzählt. Da ist vor allem seine Auseinandersetzung mit dem Vater, der das KZ überlebte, aber in seinem Mercedes ertrank. Simon Breslauer, ein wandelndes Archiv von jiddischen Redensarten, hatte nach dem Krieg die Kette mit Billig-Textilien aufgebaut, die Max nun erbt - ob er will oder nicht. Ein weiteres Trauma des assimilierten Juden aus dem Yuppie-Milieu: Fassungslos muss Max mitansehen, wie er seine große Liebe Esther, eine sephardische Jüdin aus altem Amsterdamer Adel, plötzlich an den orthodoxen Glauben verliert. Schließlich wirft noch sein Bruder Boy, der in Casablanca eigentlich nur einen Vertrag für SuperTex verlängern soll, seine Vergangenheit über Bord und verliebt sich in eine marokkanische Jüdin, deren Familie arm, aber groß und gläubig ist. So scheint Max der Einzige, der nicht in den Schoß der Tradition zurückfindet. SuperTex ist die farbige Geschichte eines Generationenkonflikts, ein Feuerwerk des Humors. Leon de Winter: SuperTex. Aus dem Niederländischen von Sibylle Mulot © 1994 Diogenes Verlag AG, Zürich