NETTER UND EHER BEHÄBIGER REIHENEINSTIEG...England, 1929: Mydworth - ein kleiner verschlafener Ort im ländlichen Sussex. Hier geschieht selten etwas Aufregendes... Aber das ändert sich, als der junge Adlige Sir Harry Mortimer zusammen mit seiner amerikanischen Frau Kat in seinen Heimatort zurückkehrt. Kaum sind die beiden in Mydworth angekommen, werden bei einer Party im Herrenhaus Mydworth Manor kostbare Juwelen gestohlen. Die beiden Täter kann man auf frischer Tat ertappen: einer wird erschossen, aber der andere kann fliehen. Lady Lavinia - die Hausherrin und Harrys Tante - will einen Skandal vermeiden und bittet ihren Neffen um Hilfe. Auch die örtliche Polizei ist mit dem Verbrechen überfordert, daher beginnen Kat und Harry auf eigene Faust zu ermitteln... (Klappentext) Ein Reiheneinstieg ist womöglich nicht so einfach zu gestalten. So gilt es bei einem Cosy Crime wie diesem, nicht nur den Kriminalfall an sich möglichst spannend zu präsentieren, sondern zudem gleichzeitig die Charaktere vorzustellen, die wohl auch in den kommenden Folgen eine wichtige Rolle spielen werden, und die Lesenden/Hörenden mit den Örtlichkeiten vertraut zu machen. Dementsprechend behäbig gestaltet sich auch hier vor allem der Anfang, als Sir Harry Mortimer, ehemaliger Spion im Dienste ihrer Majestät, nach Hause zurückkehrt, im Gepäck seine frisch angetraute Frau Kat, eine selbstbewusste Amerikanerin mit noch etwas im Dunkeln liegender Vergangenheit. In dem verschlafenen Örtchen Mydworth im Jahre 1929 geschieht normalerweise nichts Aufregendes, doch plötzlich fallen Schüsse im Herrenhaus Mydworth Manor, in dem Harrys Tante Lady Lavinia gerade eine Gesellschaft gibt. Nicht nur ein Toter ist zu beklagen, sondern es wurden auch Juwelen gestohlen - die Aufregung ist groß. Harry und Kat beginnen auf Wunsch von Lady Lavinia selbst zu ermitteln, da dies diskreter erscheint als die Verhörmethoden der Polizei, die zudem mit dem Fall überfordert zu sein scheint. Bevor die Gäste abreisen, müssen die beiden herausfinden, was es mit dem Juwelenraub auf sich hat...Matthew Costello und Neil Richards sind mir durch die umfängliche Cherringham-Reihe bereits bekannt. Die Mydworth-Reihe ist anders, nicht nur weil die beiden Hobby-Ermittler in diesem Fall miteinander verheiratet sind, sondern v.a. auch, weil die Handlung im England der 20er Jahre spielt, in höher gestellten Kreisen und mit eindeutiger Spionage-Vergangenheit von Harry und vermutlich auch von Kat, die sich hier jedoch noch nicht in die Karten blicken lässt. Überhaupt haben beide so ihre kleinen Geheimnisse, auch voreinander, was in meinen Augen einen besonderen Reiz hat.Viel lässt sich ansonsten noch nicht über die beiden Charaktere sagen, außer: reich, schön, erfolgreich, klug, mutig und selbstbewusst. Viele Klischees also, aber in diesem Fall passt das irgendwie und entwickelt einen ganz eigenen Charme. Beide sehen sich als ebenbürtig und gleichgesellt an - wohl keine Selbstverständlichkeit in den 20er Jahren, und gerade die an alten Traditonen hängenden Engländer müssen sich daran wohl erst gewöhnen. Auch wenn die Lösung des Falls für mich keine wirkliche Überraschung bot und der Reiheneinstieg für meinen Geschmack doch arg behäbig daherkam, bin ich gespannt auf weitere Folgen der Reihe. Denn da liegt eindeutig Entwicklungspotential. Demet Fey als Sprecher war mir bisher unbekannt, aber er liest die ungekürzte Hörbuchfassung (3 Stunden und 45 Minuten) angenehm und unaufgeregt.© Parden