eine bittersüße, poetische Novelle
Diese Novelle ist episodenhaft angelegt. Ich versuche mich mal an einer Interpretation. Nicht im Sinne von "Was möchte die Autorin uns damit sagen", sondern wie diese Geschichte auf mich persönlich gewirkt hat. Die Hauptfigur Qui (deren Gender völlig offen bleibt und nicht benannt wird, auch nicht indirekt mit Pronomen) verschlägt es aufgrund ihrer Musik und durch mysteriöse Portale an ganz unterschiedliche Orte und Planeten. Qui liebt es zu musizieren, es ist ein wichtiger, essenzieller Teil dieser Figur. Unterwegs trifft Qui andere Leute, geht Beziehungen ein, wird erfolgreich mit der Musik, doch Qui erlebt auf der anderen Seite auch Verlust und Trauer, bis hin zu Depressionen und suizidalen Gedanken.Einige der Reisestationen sind dystopisch, andere eher utopisch und für mich schwingt da zwischen den Zeilen auch immer Kritik an realen Verhältnissen mit: am Kapitalismus, an der Umweltzerstörung, an der Gesellschaft. Auf der anderen Seite gibt es auch Hoffnungsvolles und Solidarität verschiedener Figuren.Ich deute das so, dass Quis Reise im Grunde symbolisch für das Leben steht: mit all seiner Freude, der Begegnung mit Menschen, die man mag oder liebt, aber auch mit vielen Problemen, Konflikten, die man nicht aus eigener Kraft lösen kann und mit all den Dingen, die man lernen oder verlernen muss.Und schließlich geht es auch darum, sich selbst zu finden und das, was einem im Leben besonders wichtig ist. Die Novelle liest sich auch ein bisschen wie eine Liebeserklärung an die Musik oder allgemein an die Kunst, die für viele Künstler*innen fast so wichtig ist wie die Luft zum Atmen.Jedem Kapitel sind übrigens Content Notes vorangestellt, das fand ich sehr gut.An einigen Stellen musste ich ein bisschen aus Rührung oder Traurigkeit weinen und das passiert mir nur sehr selten bei Büchern.Der Weltenbau steckt voller interessanter Details, die ganz nebenbei eingebaut sind, ohne störende Info-Dumps.Diese Novelle ist für mich in diesem Jahr ein Lesehighlight.