Ausgezeichnet von der Zeitschrift Das Gedicht:
+++ GEDICHTBAND DES JAHRES 2003 +++
"Ein unterhaltsamer und fundierter Überblick über die lange Tradition klanglicher und visueller Sprachexperimente im Gedicht" (Aus der Wertung der Jury)
Das zweizeilige Friedensgedicht des Friedrich von Glogau auf das Jahr 1640 oder die Liebeserklärung Friedrich Rückerts an seine "liebe Schwiegertochter Alma" meinen es sehr ernst. Wenn Heinrich Seidel 1897 jedoch seine Eveline ansingt - "Wohl kann ich dich zum Chokoladenladen laden / Doch nicht mit dir in Baden-Baden baden" -, hat er die Schmunzler auf seiner Seite. Ernst Jandl ist mit einem Stück Unsinnspoesie vertreten, und Paul Klee schüttet 1938 einen Sack von Buchstaben aus als "Anfang eines Gedichtes". Der Ingeborg-Bachmann-Preisträger Michael Lentz fragt ganz unschuldig, "was hört was kommt von draußen ich." Vergnügen bereitet das Spielen mit Sprache vor allem deshalb, weil wir Wörter meist wie Transport-Beton auf die Baustellen der Kommunikation schicken. Das Reclam-Bändchen "Poetische Sprachspiele" hält es eher mit den kleinen Geschenken, die sich schleifengeschmückt durch die Rohrpost-Rohre jagen lassen. Eine lesenswerte Sammlung.
Saarbrücker Zeitung
Die Stärke dieser Sammlungen ["Deutsche Unsinnspoesie" und "Poetische Sprachspiele"] besteht in der Bandbreite, sowohl der Formen als auch der Autoren: von Minnesängern über moderne Klassiker wie Morgenstern bis zu Sprachspielprofis wie Ernst Jandl, Oskar Pastior oder die Anagramm-Künstlerin Unica Zürn. Auch Dichter, die als ernst gelten, etwa Goethe oder Celan, lernt man anders kennen.
Diese Bücher können ebenso als Nachschlagewerke wie als Einstiegsdroge in das OEuvre einzelner Autoren dienen. Sie sind von hinten wie von vorne zu lesen und am besten laut.
Tip, Berlin
Dass sprachliche Experimente keine Erfindung des 20. Jahrhunderts sind, beweist die enorme Anthologie "Poetische Sprachspiele - Vom Mittelal
ter bis zur Gegenwart". Herausgeber Klaus Peter Dencker hat hier exemplarisch Highlights versammelt, die möglichst viele Spielarten des eigenschöpferischen Umgangs mit Sprache dokumentieren: von komplizierten Letter-, Reim- und Verskonstruktionen über die visuellen und akustischen poetischen Erfindungen, bis zum Spiel mit der Semantik, den Sinnverkehrungen, dem Rätsel, den Täuschungen. Überraschenderweise finden sich fast ausnahmslos alle großen Namen der deutschen Poesie zum lustvollen Rendezvous verabredet. Ziel und Zweck der Sammlung poetischer Spielerei ist eine Sensibilisierung für eigenartige Sprachfelder und den frappant aus ihnen hervorbrechenden Bedeutungskeimen. ... Schon beim ersten Durchblättern wird klar, dass die vielen visualisierten Texte zum Festlesen und Entdecken einladen: Überragend, kurzweilig, günstig.
Kieler Nachrichten
Wahrlich eine universale Bibliothek ist Reclams Universal-Bibliothek: Von vielen eher als eine umfassende Sammlung von Schullektüren und/oder preiswerten Klassiker-Ausgaben ge- und verkannt ... hat sie sich längst zu einer Fundgrube von beinahe unermesslicher Breite und Tiefe entwickelt, die literarische Entdeckungen der überraschendsten Art bereithält.
Dazu gehört seit kurzem diese Sammlung poetischer Sprachspiele von Walter von der Vogelweide bis zu - beispielsweise - Ror Wolf und Heinz Erhard, von geistreicher Alberei bis zur bösen Enthüllung politischer Verschleierungsrhetorik ..., von harmloser Wortspielerei mit allen erdenklichen Formen der Lyrik und Prosa bis zur Parodie unsterblicher Dichtung von Goethe über den Struwwelpeter-Hoffmann bis zur George, Rilke, Hofmannsthal und Brecht.
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