Es war einfach wunderschön hautnah diese Ruhe und Abgeschiedenheit von dem restlichen, turbulenten Welt miterleben zu können. Natürlich wurde hart gearbeitet und lebt man in einer für Menschen lebensfeindliche Umgebung, trotzdem meistern Aurelia Hölzer und ihr grandioses Team das Jahr in der Antarktis auf großartige Weise, die mich während der Lektüre manchmal etwas neidisch werden ließ. Sehnsucht nach einem Ort, wo ich noch nie war. Und das einfach durch die wundervollen Beschreibungen des Alltags in der Antarktis.
In 'Polarschimmer' werden wir als Leser mitgenommen in die Antarktis. Von Anfang bis Ende sind wir dabei, sogar noch bevor es losgeht. Die intensiven Vorbereitungen, in der das Team, das Überwintern wird, sich kennenlernt und an vielen verschiedenen Schulungen teilnimmt, machen wir genauso mit, wie die Anreise, das Überwintern, wo das Team komplett auf sich gestellt ist, sogar evakuieren im Notfall geht nicht, die Sommersaison, wo ständig neue Menschen in die Neumayer-Station ein-und ausgehen, die Abreise und das wieder Ankommen in der normalen Welt.
Mir hat die Vielfältigkeit des Buches sehr gefallen. Einerseits bekommt man einen tieferen Einblick darin, wie der Alltag in einem antarktischen Forschungsstation abläuft und, was für Tätigkeiten alles anfallen. Auch für mich als Nicht-Wissenschaftler war alles verständlich geschrieben und konnte ich gut folgen. Es war schon sehr beeindruckend, was die neun Überwinternden alles stemmen müssten in oft sehr extremen Wetterlagen. Zum Glück waren sie gut vorbereitet und halfen einander, wo möglich.
Andererseits wird man bezaubert durch die spektakulären Umgebungsbeschreibungen. Man möchte sofort hinreisen und sich das alles mit eigenen Augen ansehen. Zum Glück gab's viele atemberaubende Fotos im Buch. Etwas, worüber ich mich sehr gefreut habe. Dazu kommen noch die vielen persönlichen Gedanken. Die Autorin erzählt offen über ihre Freude, ihre Unsicherheit und was diesen Aufenthalt mit ihr macht. Es war interessant zu erfahren, was für Aufwirkungen es auf einem Menschen haben kann so lange in so einer extrem Umgebung leben zu dürfen. Alles kann sich ändern: der Schalfrhythmus, die Konzentration, den Antrieb, die Emotionen, aber auch die Hirnarealen an sich. In diesem Buch hat man daher wirklich gemerkt, wie wichtig ein gutes soziales Miteinander daher ist. Und, obwohl klar ist, dass man es sich hier mit unglaublich sympathischen Menschen zu tun hat, die super zueinanderpassen und versuchen, sich so gut wie möglich gegenseitig zu helfen, wird trotzdem deutlich, dass das nicht von alleine läuft und sie jeden Tag aufs Neue daran arbeiten müssen, die gute Teamatmosphäre zu bewahren. Sei es durch Spiel und Spaß, aber auch durch die Möglichkeit sich mal zurückziehen zu können.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen durch die Mischung aus persönliche Gedanken, wunderschöne Landschaftsbeschreibungen und Einblicke in dem wissenschaftlichen Arbeiten. Es fühlt sich an, als ob man selbst dabei ist und das Team über die Schulter schauen kann. Zur selben Zeit wird klargemacht, wie wichtig die Antarktis für uns alle ist und welche desaströse Folgen den Klimawandel haben kann, ohne dabei belehrend zu klingen. Empfehlenswert!