Ohne die englischen Präraffaeliten des 19. Jahrhunderts wäre Botticelli vielleicht immer noch dort, wo er für gut dreihundert Jahre war: in der Versenkung. Nachdem der Florentiner Renaissance-Maler gegen Mitbewerber am Markt wie Michelangelo, Raffael und Leonardo mit seiner Malerei, der das berühmte Sfumato und die Tiefenwirkung fehlten, schon zu Lebzeiten das Nachsehen gehabt hatte, war er nach seinem Tode rasch vergessen worden. Sein Comeback im 19. Jahrhundert geriet dafür umso furioser. Es entstand ein wahrer Botticelli-Kult, und immer neue Künstlergenerationen ließen sich durch das Werk des Altmeisters inspirieren.
Heutzutage gilt Botticelli als herausragender Vertreter der Florentiner Frührenaissance. Seine säkularen Werke Die Geburt der Venus und Der Frühling, das meist als Allegorie des Frühlings gedeutet wird, gehören zu den Gemälden mit dem höchsten Wiedererkennungswert weltweit - prachtvoll in ihren grazilen Feinheiten, ihren anmutigen Linien und ihrer kompositorischen Ausgewogenheit. Seine Arrangements sind flüssig und dennoch im Gleichgewicht, seine Figuren abgeklärt und sinnlich zugleich. Vor allem seine Venus wurde zu einer Schönheitsikone der Kunst-, aber auch der Pop-Geschichte: mit fahlem Teint und zarten Zügen, weich und fruchtbarkeitsverheißend.
Dieser Band stellt Schlüsselwerke aus Botticellis _euvre vor, um die Entstehung dieser Legende des Rinascimento verständlich zu machen, die Künstler von Edgar Degas bis Andy Warhol, von René Magritte bis Cindy Sherman inspiriert hat.
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