Wer kennt seinen Namen nicht, Bob Woodward, der berühmte Investigativ-Journalist, der den Watergate-Skandal aufdeckte. Und der, selbst im inzwischen hohen Alter, immer noch Ohr und Auge ganz nah an der Weltpolitik, insbesondere an der amerikanischen Politik hat.
Krieg ist der dritte Band in einer Reihe ähnlich gelagerter Bücher, die anderen Titel lauteten Wut und Furcht. Dieser neue Band zeugt erneut von Woodwards guten Kontakten in beide Lager der amerikanischen Politik. Es deckt den Zeitraum von der Amtseinführung Joe Bidens bis zum Juli 2024 ab, blickt aber auch immer wieder zurück auf die Amtszeiten von Barack Obama und Donald Trump.
Was er berichtet, beruht auf hunderten Stunden Interviews mit Beteiligten und unmittelbaren Zeugen der Ereignisse. Er blickt weit hinter die Kulissen, erfährt was in Sitzungen, Gesprächen und Verabredungen gesprochen wurde.
Schwerpunkt des Buches sind der Ukrainekrieg und die Lage im Nahen Osten, jeweils während der Biden-Administration. Sofern es von Belang ist für das Verständnis der Abläufe, gibt es jeweils einen Rückblick auf entsprechende Situationen unter Obama oder Trump.
Ein solches Buch, das so detailliert und informativ ist, ist eine wertvolle Ergänzung zu den üblichen Medienberichten, die von außen, von weiter entfernt und nur in Kurzfassung die Dinge zeigen. So schildert Woodward auch mal, was in Gesprächen zwischen Biden und Netanjahu oder Biden und Putin gesagt wurde. Da wird dann auch schon mal kräftig geflucht
Auf diese Weise sind es nicht die üblichen Analysen von sogenannten Experten, die man aus den Nachrichten kennt, sondern man bekommt tiefe Einblicke, auf welche Weise, mit welchen Überlegungen und unter Berücksichtigung welcher Kriterien in Bezug auf die eigene innere sowie auf die Auswirkungen auf die internationale Sicherheit die Reaktionen der USA auf die aktuellen Krisen zustande kommen und wie diese unter den Beteiligten dann kommuniziert werden.
Auch die Rolle Trumps, der auch ohne Mandat Gespräche mit hochrangigen Politikern in den Krisengebieten führt, kommt immer wieder zur Sprache.
Dabei ist der Schreibstil Woodwards sehr anschaulich und spannend, nicht trocken oder zu sachlich. Immer wieder werden Gespräche in wörtlicher Rede zitiert, was die Lektüre auflockert, leicht und flüssig lesbar macht. Man spürt, hier schreibt ein exzellenter Journalist mit Gespür für die richtigen Worte. In diesem Zusammenhang sei auch die Übersetzung lobend erwähnt.
Ein sehr lesenswertes Buch für alle politisch Interessierten, die mehr wissen wollen über die komplexen Strategien, die mit den Mitteln der Demokratie zur Bewältigung der aktuellen Krisen eingesetzt werden.
Bob Woodward Krieg
aus dem Englischen von Sylvia Becker u.a.
Hanser, Oktober 2024
Gebundene Ausgabe, 464 Seiten, 25,00 €