Die deutsche Wirtschaft hat nicht allein mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen. Viele Branchen suchen händeringend nach Auszubildenden. Davon besonders betroffen sich die handwerklichen Berufe. Sie stehen mit der Problematik aber nicht allein da. Carola Schneider hat sich vor 15 Jahren auf das Ausbildungsmarketing spezialisiert und legt mit Das Ende des Azubi-Mangels eine vom Titel vielversprechende Handreichung vor, die im Campus Verlag erschienen ist.
Das machen wir schon (alles) wirklich?
Bekanntlich hat es in den vergangenen Jahrzehnten im Arbeitsleben deutliche Veränderungen gegeben. Die Generation unserer Großeltern und Eltern entschied sich, je nach erfolgreichem Schulabschluss, für einen Beruf. Absolvierte eine Lehre und blieb dann diesem Beruf bis zur Rente treu. Heute verlaufen Karrierewege völlig verschieden. Und die Wahrscheinlichkeit, ohne Wechsel des Arbeitsplatzes und der ausgeübten Tätigkeit das Rentenalter zu erreichen, ist deutlich gesunken.
Für die jungen Menschen geblieben ist allerdings die Herausforderung, sich für einen Weg nach dem Schulabschluss zu entscheiden. Ein Schritt, der wohlüberlegt sein will. Niemand will sich mehr die Hände schmutzig machen. Keiner mag mehr stundenlang im Salon stehen und auf Kundschaft warten. Sätze, die heute fast zwangsläufig in Gesprächen mit Handwerksmeister:innen fallen. Aber sind das tatsächlich handfeste Gründe dafür, dass gerade dieser Betrieb Schwierigkeiten damit hat, Auszubildende zu finden?
Die Autorin beginnt das Buch mit einer Auflistung von 13 Fehlern beim Recruiting von Auszubildenden, die teuer werden können. Und viele davon gehören vermutlich zum Standardrepertoire der meisten Unternehmen. Ob Schülerpraktika, Führungen von Schulklassen, Stellenanzeigen oder Vorteile, wie das Versprechen den Führerschein zu bezahlen.
Gekonnt holt die Autorin die Leserinnen in diesen typischen Situationen ab. Sie verwirft gar nicht die zahlreichen Maßnahmen, aber macht deutlich, dass diese in der Form, wie sie vorwiegend durchgeführt werden, schlicht nichts bringen.
8 Mythen über die jungen Leute
Und so geht es im weiteren Verlauf auch weiter. Denn sie wird auch einen Blick auf vorgefasste Meinungen über die jungen Menschen, um die es eigentlich geht. Immer wieder liefert sie Beispiele aus der Praxis, die aufzeigen, dass die Mythen einfach nicht stimmen. Es handelt sich oft um Missverständnisse und Erfahrungen, die aus einem falschen Ansatz der Ansprache dieser wichtigen Zielgruppe entstanden sind.
Es fehlt an Systematik bei der Suche nach Azubis
Berufstalent entdecken nennt Carola Schneider eine von ihr entwickelte und erprobte Methode. Statt Kugelschreiber auf Berufsmessen verteilen, zeigt sie damit andere Wege auf und liefert Ideen, wie sich Jugendliche tatsächlich begeistern und schrittweise an die Ausbildung und den Betrieb heranführen lassen.
Management-Journal-Fazit: Ein nützliches Buch für alle Verantwortlichen in kleineren und mittleren Betrieben, die nach strukturierten Ansätzen suchen, um offene Ausbildungsplätze mit den passenden Azubis zu besetzen.