Oliver Twist dürfte den meisten ein Begriff sein. Dies traf auch auf mich zu, auch wenn es sich hier nur um den Titel des Buches handelte. Als ich nun diese Ausgabe des Buches entdeckte, erwachte in mir der Wunsch, dieses Werk nun auch endlich einmal zu lesen. Da dieser Band, dann auch noch sehr authentische und eindrucksvolle Illustrationen erhielt, weckte meine Neugier noch dazu.
Mit viel Vorfreude und auch ein paar Erwartungen startete also mein Abenteuer in die Welt von Oliver Twist und war recht schnell überrascht, wie gemächlich die Handlung voranschritt. Man muss dazu sagen, dass ich bisher wirklich keinen Bezug zu Oliver Twist hatte. Egal ob Film oder ein anderes Medium, ich konnte über 30 Jahre der Geschichte des Waisenjungen entkommen. Und nun war es so weit und ich wahr ehrlich gesagt ein wenig enttäuscht.
Doch was hatte ich erwartet? Ehrlich gesagt ein wenig mehr Spannung. Zwar wurde hier die Geschichte eines armen Jungen mit großem Herz und reiner Seele erzählt, der im viktorianischen Zeitalter aufwuchs, aber ich konnte bis zum Ende nicht die Faszination aufbauen, welche ich, nachträglich, in Rezensionen erlesen konnte. Zwar sprach das Buch wirklich viele wichtige Themen an, mit welchen wir auch heutzutage noch zu kämpfen haben, aber für mich war es jetzt nicht so, als hätte ich dies nicht schon einmal irgendwo gelesen. Dazu kam, dass viele der Charaktere, nachdem Lesen sofort wieder verblassten. Sie hinterließen bei mir keinen bleibenden Eindruck, da sie z.B. so handelten, wie es in der Zeit anscheinend üblich war. Dass dies damals viele schockierte kann ich mir sehr gut vorstellen, aber mit dem Wissen der aktuellen Zeit fast schon normal wirkte.
Trotzdem kämpfte ich mich durch das Buch, denn die pure Neugier trieb mich einfach voran. Zudem empfand ich die Übersetzung samt Überarbeitung sehr gelungen, da man wirklich sehr fließend durch die Abschnitte kam. Hier möchte ich auch erwähnen, dass ich Dickens Unterteilung in die einzelnen Kapitel sehr gut fand, zumal die kleinen Andeutungen eben doch immer wieder mein Interesse weckten.
Dies traf auch auf die Illustrationen von Lev Kaplan zu, welche dem Geschehen, mit den vielen in Sepia-Tönen gehaltenen Zeichnungen, enorme Tiefe gaben. Auch wenn mich die Handlung nicht so packte, wie ich es gerne gehabt hätte, war es spannend zu sehen, wie sich der Illustrator die Charaktere des Buches und das viktorianische London vorstellte.
Fazit:
Hätte ich mir gewünscht, dass mir dieses Buch gefällt? Natürlich, denn wenn ein Buch nach so vielen Jahren noch gerne gelesen wird, wird dies den ein oder anderen Grund haben. Doch bei mir wollte der Funke einfach nicht überspringen. Zwar schätzte ich den leichten Lesefluss, den Kapitelaufbau und nicht zuletzt auch die Illustrationen von Lev Kaplan, aber Olivers sozialkritische Geschichte fand in mir leider keinen Fan.