Leider habe ich den vorhergehenden Band um Ispettore Gaetano nicht gelesen, weshalb es mir schwerfiel, in die Geschichte hineinzukommen und sich in den düsteren Gassen von Triest zurechtzufinden. Der Erste Weltkrieg steht bevor, und es herrscht Unruhe in der Stadt. Die jungen Männer melden sich zum Kriegsdienst und ziehen freudig in den Krieg, ohne darauf vorbereitet zu sein, was sie erwartet. Schwer zu ertragen sind die Schilderungen eines Kollegen Gaetanos während seines Heimaturlaubs.
Aber Gaetano ist mit den Ermittlungen in einem Mordfall beschäftigt. Eine alte Frau, die von allen nur die Hexe genannt wurde, ist in ihrem Haus auf bestialische Weise ermordet worden. Die Spuren führen zu einigen Verdächtigen, aber die sind alle untergetaucht. Der Fall ist überaus spannend und reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück.
Der Autor widmet sich ausgiebig dem Privatleben Gaetanos, der in seiner Freizeit dem Radrennsport verfallen ist. Sein Familienleben verläuft nicht ohne Auseinandersetzungen mit seinem Vater, der ihn gegen sein Wissen zum Militärdienst gemeldet hat, weil er selbst nicht mehr wehrtauglich ist. Dafür hat er in seiner Schwester Adina eine Verbündete, die sich sehr für seine Arbeit interessiert und ihm mit ihrem Wissen in vielen Dingen weiterhilft. Gegenüber weiblichen Reizen ist Gaetano angetan. So hat er eine Affäre mit der Witwe eines Kollegen, hat eine Brieffreundschaft mit einer entfernten Geliebten und fühlt sich zu einer Kollegin hingezogen, die jetzt kriegsbedingt anstelle von männlichen Kollegen in seinem Kommissariat arbeitet.
Es gibt noch mehrere Todesfälle, die der Autor geschickt mit dem Mord an der alten Frau verknüpft. Ein Kriminalfall, der seinen Ursprung in einem viele Jahrzehnte zurückliegenden Vorfall hat, und den Gaetano jetzt aufzuklären hat. Er macht das gut. Ein spannender Krimi, den ich gerne weiter empfehle.