Seine realitätsgetreuen Fotoaufnahmen aus der DDR übte Fotograf Siegfried Wittenburg stille Kritik am DDR-Regime. Er entwickelte für sich das Konzept, den Alltag darzustellen und den kunsthistorischen Begriff "Sozialistischer Realismus" wörtlich zu nehmen. Das Leben in der DDR lieferte die Motive, wie zum Beispiel die hochgelobten Wohnsiedlungen am Rande der Städte, die im krassen Gegensatz zum Leben in den historischen Stadtteilen standen. Seine erste Veröffentlichung realistischer Ansichten seines Lebensumfelds löste heftige Reaktionen aus: strikte Ablehnung der Systemtreuen auf der einen, anerkennende Zustimmung der Realisten auf der anderen Seite. Als Wittenburg nach dem Fall der Mauer in seine Stasiakte Einblick nimmt, wird ihm gesagt: "Ihr Leben war ein Drahtseilakt. Ein falscher Schritt und Sie wären abgestürzt."In "Ein Leben als Drahtseilakt" erzählt Siegfried Wittenburg nun in Bild und Wort von erlebter Unfreiheit und Diktatur, von subtilem Widerstand, von einer Revolution und der anschließenden Transformation in ein Leben in Freiheit und Demokratie.