"Gestern war ich auf dem Mont-Saint-Michel. Hier müsste man die Superlative der Bewunderung auftürmen, so wie der Mensch die Bauwerke auf die Felsen und die Natur die Felsen auf die Bauwerke getürmt hat", schrieb Victor Hugo 1836 nach einem Besuch der wohl berühmtesten Abtei der Welt in einer Mischung aus Entzücken und Entsetzen. Vor 1000 Jahren wurde der Grundstein für dieses einzigartige architektonische Ensemble auf einer Insel zwischen Normandie und Bretagne gelegt. Es begann als frühromanische Kirche, wurde im Laufe der Jahrhunderte immer mehr erweitert, erwies sich als strategisch wichtiges und nie eingenommenes Bollwerk gegen Wikinger und Normannen und wurde zum Pilgerort für Gläubige aus ganz Europa. Die Französische Revolution machte aus dem Kloster ein gefürchtetes Gefängnis, und erst Victor Hugo setzte sich für die Wiederherstellung des Mont-Saint-Michel ein. Mit Erfolg und den entsprechenden Konsequenzen für den Tourismus: 1874 wurde er zum monument historique erklärt, Viollet-le-Duc restaurierte die Abteigebäude mitsamt der Ortschaft und den Befestigungsanlagen. Und gute 100 Jahre später, 1979, wurde die Insel zum Unesco-Weltkulturerbe, das jährlich 3, 5 Millionen Besucher anzieht. Zur Tausendjahrfeier hat Elger Esser (geb. 1967), einer der namhaften Vertreter der Düsseldorfer Becher-Schule, den Mont-Saint-Michel und die umgebende Meerlandschaft zu allen Jahreszeiten und Meeresständen photographiert und in atemberaubend schöne Farb- und Schwarzweiß-Aufnahmen gegossen. Der Auftraggeber dieses Projekts war das französische Centre des Monuments Nationaux. Das Buch mit den schönsten Aufnahmen erscheint bei Schirmer/Mosel zum großen Jubiläum und begleitet eine Ausstellung der Photographien vor Ort vom 1. April bis 15. Juni 2024.