Obwohl Goethes Roman "Die Wahlverwandtschaften" von der Forschung intensiv behandelt worden ist, fehlt bis heute eine eingehendere Untersuchung zu einem seiner zentralen strukturbildenden Themen: zu der Thematik des Todes. Der Begriff "Tod" weitet sich in dem Roman zu einem Spektrum des Unlebendigen, Erstarrenden, der Stagnation und Sterilität, das den im privaten wie den gesellschaftlichen und kulturellen Bereich umfaßt. Welche Bedingungen aber sind es, die laut Goethe "das Leben vor dem Tode zum Tode machen"? Die Untersuchung beantwortet diese für den Roman zentrale Frage und beschäftigt sich dabei vor allem mit der Figur der Ottilie, der in ihrer Hingezogenheit zum Tod, die sich zur tödlichen Lebensverneinung steigert, eine Schlüsselfunktion zukommt. Ausgehend von einer textnahen Analyse macht die Autorin die doppelte Symbolstruktur des Romans sichtbar und deckt den verborgenen Subtext eines der schwierigsten und hintergründigsten Werke Goethes auf.