Grace Turner war ein Superstar. Jeder kannte ihren Namen und sie war sogar für einen Golden Globe nominiert, doch dann verschwand sie plötzlich. Es gab viele Spekulationen, aber auf die Wahrheit kam niemand. Jetzt ist Grace wieder aufgetaucht und versucht ihr Leben zurückzubekommen. Nicht den Schein Hollywoods, sondern ihr Leben. Sie will wieder Schauspielern, aber zu ihren Bedingungen. Sie will wieder ein gutes Verhältnis zu ihrem quasi Ex-Mann. Und sie will einfach wieder sie selbst sein. Nicht die Version, die sie allen vorspielte und nicht der Schatten ihrer selbst, der sie so lange Zeit gewesen war. Aber um das alles zu erreichen, muss sie sich ihrer Vergangenheit stellen, die sie so lange versucht hat zu verdrängen.
Wir alle haben die Me-Too-Debatte mitbekommen. Wir alle haben von Schauspielern gehört, die Missstände angesprochen haben und wir alle haben mitbekommen, wie das Thema nach ein paar wenigen Konsequenzen quasi im Sande verlaufen ist.
Grace ist eine junge Frau, die in Hollywood groß geworden ist, die zum Opfer wurde, die manipuliert wurde und die beinahe daran zerbrochen wäre. Aber das alles geschieht, bevor Me-Too eine große Sache wurde, bevor den Opfern applaudiert wurde. Wenn du dich gerade erst wieder mühsam zusammensetzt, kannst du dich dann dem Risiko aussetzen, dass dir niemand glaubt?
Ich finde das Buch wichtig und es ist toll, dass hier so viele wichtige Themen angesprochen werden und an Graces Beispiel gezeigt wird, wie so etwas schleichend geschehen kann, wie die Mechanismen wirken und wie Menschen vor allem Männer ihre Opfer isolieren.
Aber ich hatte leider auch meine Probleme mit dem Buch. Für mich zog es sich zu lange. Es wurde künstlich ein Geheimnis darum gemacht, was Grace passiert ist, obwohl das schon relativ früh klar war.
Fazit: Leider lässt das Buch die Me-Too-Debatte an sich komplett außen vor. Es gibt nur Andeutungen, dass Grace damit vielleicht nicht allein ist, aber mehr auch nicht. Hier wurde in meinen Augen viel Potenzial verschenkt, gerade hinsichtlich eines möglichen Epilogs.
Ich bin mit Grace leider nicht warm geworden. Ich fühlte mich von ihr immer auf Distanz gehalten. Was mir gut gefiel war aber ihre Entwicklung.
Das Buch selbst zog sich für mich leider zu sehr und ich empfand es über weite Strecken als langatmig und deprimierend. Ja, es ging um ein sehr wichtiges Thema, aber mich konnte das Buch leider nicht fesseln und ich habe mehrmals überlegt, es abzubrechen.
Von mir bekommt das Buch ganz knappe 2 Sterne.