"Ein Unternehmen mag hervorragende Race- und Genderdiversitätsprogramme haben, aber wenn es nur eine Neurosignatur einstellt, erreicht es keine Diversität der Denkstile." (S. 66)
"Flow@Work" ist ein erstaunlich kluges Buch und hebt sich um Weiten vom Durchschnitt ab. Die Leserschaft sollte sich Zeit nehmen für das Erlebnis dieser Deep Dive-Session: Neurowissenschaft meets Business-Alltag.
Ich habe die Lektüre von der ersten bis zur letzten Zeile in mich aufgesogen. Es ist eines der klügsten Bücher, das ich je gelesen habe und wird nur dadurch noch besser, weil es eben durch einen unterhaltsamen Schreibstil und überraschende Wissens-Snacks nicht als ein typisch trockenes Hirnforschungswerk daher kommt.
Die Autorin Friederike Fabritius ist Neurowissenschaftlerin, Keynote-Speakerin und Wegbereiterin auf dem Gebiet der Neuroleadership.
Auf 274 Seiten hat sie mich mit einem spannenden Rundumschlag durch dieses sehr weite, vielfältige Spektrum begeistert.
Wie die Krise unsere Office-Kultur auf den Kopf stellt ...
2020 war der Startschuss. Millionen von Menschen mussten von einem Tag auf den anderen von zu Hause aus arbeiten.
"Die Firmenbüros erlebten einen tiefgreifenden Wandel, mit weit größeren Auswirkungen, als es sich ein ehrgeiziger Personalmanager jemals erträumen könnte." (S. 29)
Die Autorin plädiert für eine seit Jahrzehnten überfällige Revolution der gehirngerechten Arbeitskultur, die alle Neurosignaturen unterstützt, um somit ein Höchstmaß an Zufriedenheit und Produktivität zu erreichen. Denn Unternehmen erleiden seit Jahren einen massiven Aderlass an Talenten, weil die Angestellten nicht dazu befähigt werden, ihre persönliche Bestleistung abzurufen.
Was bedeutet das?
"Eine gehirngerechte Unternehmenskultur bindet Spitzenkräfte, weil sie es jedem erlaubt, das Gehirn so arbeiten zu lassen, wie es am besten funktioniert. Mitarbeiter mit verschiedenen Neurosignaturen bringen vielfältige Ideen in ihre Teams." (S. 8)
Darüber hinaus präsentiert uns Friederike aufregende Resultate von 4-Tage-Wochen, verkürzten Arbeitstagen und Umstellungen von einer Kultur extremen Leistungsdrucks zu einer ergebnisorientierten Kultur.
Denn Unternehmensstandards mit extremen Arbeitszeiten, Schlafentzug und Nonstop-Reisen sind unhaltbar.
5-Stunden-Tag
"In einem 8-Stunden-Tag kann man Probleme kaschieren und sich selbst etwas vormachen. Bei einem 5-Stunden-Tag ist das schlichtweg nicht möglich. Der ist gnadenlos." (S. 82)
Außerdem erfahren wir, dass nicht mehr Frauen befördert werden, nur weil sie in Empowerment-Kurse für weibliche Führungskräfte geschickt werden, bei denen sie lernen sollen, sich wie ein Mann in einer Machtposition zu verhalten. Oder auch, dass Sensibilisierungskurse für männliche Führungskräfte zur Bewusstmachung unbewusster Vorurteile alles nur noch schlimmer und die Männer wütend machen.
"Die wichtigste Lektion, die sie aus diesen Kursen mitnahmen, lautete, dass sie um Frauen und Angehörige von Minderheiten einen Eiertanz aufführen müssten." (S. 17)
Insgesamt ist "Flow@Work" unfassbar unterhaltsam geschrieben und wird immer wieder aufgelockert durch Illustrationen, Mental Breaks, Brain Booster, Zitate und faszinierende Interviews mit ikonischen Persönlichkeiten aus Unternehmen wie thyssenkrupp, Tower Paddle Boards oder Ben & Jerry's. Jene kluge Köpfe, die Friederike Fabritius' Vision bereits Wirklichkeit werden lassen.
Fakt ist, dass man beim Lesen unbedingt einen Textmarker bereithalten sollte das Buch sprüht nur so vor wertvollen Bewusstseinsimpulsen und praktischen Tipps.
Definitiv ein Must-read für absolut jeden und nicht nur für Führungskräfte, die sich erfolgreiche, kreative und innovative Teams wünschen.
Ein augenöffnendes Buch, das wohl kaum jemanden enttäuschen kann.