Besprechung vom 11.09.2024
Jüdische Familien brechen das Schweigen
Jüdische Familien
brechen das Schweigen
31 Familiengeschichten sind es, von denen der Autor Hans Riebsamen und der Fotograf Rafael Herlich berichten. 31 Geschichten von Juden, die den Holocaust überlebten - und 31 Geschichten darüber, wie die schmerzhaften Erlebnisse und die Traumata auch ihre Kinder und ihre Enkel prägten. "Nie gefragt - nie erzählt" heißt ihr Buch, am Montagabend haben sie es in der Jüdischen Gemeinde vorgestellt. Bärbel Schäfer moderierte das Gespräch, die Schriftstellerin Barbara Bisický-Ehrlich las drei der Porträts, Benjamin Graumann aus dem Gemeindevorstand schilderte, wie er selbst als Jugendlicher versuchte, von seinen Großeltern, die die Schoa überlebt hatten, mehr zu erfahren - und wie sie seinen Fragen immer wieder ausgewichen sind.
Im Gemeindezentrum schilderten Herlich und Riebsamen, wie sie für das Buchprojekt zusammenarbeiteten. Herlich, der seit vielen Jahren das jüdische Leben in Frankfurt und Deutschland dokumentiert, durchforstete sein Archiv nach Fotografien der Überlebenden und ihren Angehörigen und stellte viele Kontakte her. Riebsamen, der bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2022 als Redakteur für die Rhein-Main-Zeitung der F.A.Z. arbeitete und auch heute noch regelmäßig für sie schreibt, traf die Protagonisten zu langen, intensiven Gesprächen. Dass in so vielen Familien so lange geschwiegen wurde, habe ihn überrascht, erzählte er bei der Buchpremiere. Und dass vor allem zwei Gründe dabei bestimmend waren: Die Überlebenden wollten ihre Kinder schonen, sie wollten aber auch sich selbst schützen. "Man wird gequält durch die Erinnerung, gleichzeitig muss man nach vorne gucken, sich ein neues Leben aufbauen." ajue.
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