Zwei neue Impulse sind es auf jeden Fall, die Ian Rankin in seinem neuesten Werk um den eigenwilligen, hartnäckigen und wenig obrikseitsgetreuen Inspektor John Rebus (nun im Ruhestand) auf den Weg bringt. Zum einen ist Rebus tatsächlich von allen Seiten bedrängt und steht für ein ernstes Verbrechen vor Gericht. "John Rebus war schon oft bei Gerichtsverhandlungen gewesen, hatte aber noch nie auf der Anklagebank gesessen". Auch wenn man als geneigter Leser und Leserin der Rebus-Romane von Beginn an deutlich vermutet, dass hier ein schwieriges Spiel läuft und Rebus einerseits mancher der Vorwürfe schuldig ist (es ging ergebnisorientiert, nicht immer regelkonform bei vielen seiner Ermittlungen zu), so gibt dies vor doch einen neuen Aspekt in das an sich schon recht eigentümliche Ermittlungsverhalten durch Rebus. Der vor allem deutlich hintergründiger auftreten muss in eigener Sache, da er sich eigentlich ja im Ruhestand befindet. Ebenfalls arbeitet Rankin auf diese Weise ohne allzugroßes Aufsehen zu erregen die "political corectness" der Gegenwart intensiv mit in die Abläufe der Ermittlungen mit ein. Dasa ständig im Hintergrund nur auf die erste Gelegenheit lauernde Getöse der social media und der Medien. Das "korrekte Benehmen", was oft über pragmatische Erfolge gestellt wird und die "neuen Bedingungen", die ein ständiges Abwägen bedürfen. Eine Welt, die Rebus aus seiner "alten Welt" heraus noch nicht betreten hat und, wenn es nach ihm ging, auch niemals zu betreten gedenkt. Wobei diese merkwürdige und dennoch enge Beziehung zu "Big Ger", der bekannten Unterweltgröße, ihn zwar etwas auf die Spur bringen werden (mal wieder), aber in seiner exponierten Lage nicht gerade vertrauensbilden auf die Justiz und die Öffentlichkeit wirken werden. Zudem, da seine Zeit und Kräfte zwar nicht zur Gänze, aber doch einen gute Teil durch die Verhandlung in Anspruch genommen werden, bietet sich auch ein noch einmal erweiterter Freiraum für seine Partnerin und Freundin Siobhan Clarke. Die zunächst einen ganz anderen Fall vor Augen hat, Schritt für Schritt aber mehr und mehr feststellen muss, dass auch in diesem Fall nicht wenige Fäden zu John Rebus führen. So treffen im neuen Roman von Ian Rankin die "alte" und die "neue" Welt aufeinander. Und auch wenn durchaus der ein oder andere Protagonist die "neuen Werte" vorlebt (allerdings auch wiederum vor allem, um der eigenen Karriere dienlich zu sein", die eigentliche Frage bleibt offen und wird im Finale des Romans noch einmal auf den Punkt gebracht. Mit einigen für die "Rebus-Welt" sehr ungewohnten Konsequenzen, die am Ende dazu dienen könnten, einen John Rebus trotz seiner Missliebigkeit der allseits nun beförderten Correctness gegenüber, dennoch seine speziellen Talente nicht verkümmern lassen zu müssen. Auch wenn er dafür selbst für seine Verhältnisse über alle Grenzen am Ende gehen wird. Eine an sich ruhige Lektüre, die ihre Kraft aus der differenzierten Schilderung der Personen bezieht und in der, wieder einmal, am Ende ein verflochtenes Netz von Beziehungen stehen wird, die nicht für jeden zum Guten führen werden.