Könnt ihr kaum erwarten, dass es nach dem Backen endlich abgekühlt ist und man es anschneiden kann? Hört ihr das Knirschen und Knuspern, wenn das Messer die Kruste durchtrennt, spürt ihr den Geschmack und die verschiedenen Aromen auf der Zunge?
Bei diesem Buch ist der Namen Programm - die Rezepte sind einfach und leicht verständlich und punkten mit zum Teil außergewöhnlichen Zutaten oder Zubereitungsarten. Die Bäckerin legt außerdem viel Wert auf Nachhaltigkeit und eine lange Teigführung bzw. Teigruhe.
Jennifer Gruber ist geprüfte Sensorikerin und man spürt beim Ausprobieren der Rezepte, dass dieses Wissen auch in ihre Rezepturen eingeflossen ist. Ein gutes Brot braucht theoretisch nur Wasser, Mehl und Salz, darum sind sich viele Brotrezepte ähnlich. Aber Jennifers haben immer das gewisse Etwas, das sie zu etwas Besonderem macht, sei es ein Quäntchen Schmalz oder eine großzügige Prise getrockneter Knoblauch.
Die Autorin lässt viele spannende Geschichten rund um das Leben der verschiedenen Generationen ihrer Familie auf dem Bauernhof bzw. im Dorf einfließen, z.B., mit welchen Gerätschaften und Hilfsmitteln das Brot früher gebacken wurde. Das alles erzählt sie so lebendig, dass man das Gefühl hat, an einem uralten Küchentisch zu sitzen, während man einen Teig ansetzt oder weiterverarbeitet.
Besonders interessant in fand ich, dass früher "Ura" als Triebmittel genommen wurde und sie das heute noch verwendet, davon habe ich hier zum ersten Mal gelesen. Auch in den Kapiteln zu Sauerteig und Hefe habe selbst ich als erfahrene Bäckerin wieder Neues gelernt. Überhaupt zeigt sie viele Tricks und Kniffe, wie man Fehler vermeiden oder Dinge noch besser machen kann. Dadurch und durch die kurze Einführung und die Erklärungen zu den Zutaten und Zubereitungsweisen bzw. den Fachbegriffen ist das Buch auch für Anfänger geeignet.
Mir gefällt gut, dass es neben den klassischen Rezepten auch welche mit Zugaben wie Gemüse, Gewürze oder Saaten gibt, Rezepte für Outdoor-Fans (die Brote werden dann im Dutch Oven, in der Fischgrillzange (crazy!) oder auf dem Grill gebacken), verschiedene Pizzateige und -beläge, Deftiges wie die geniale Brotsuppe, Salziges, Pikantes (Schüsseln aus Teig) und natürlich süßes Gebäck. Ein besonderes Schmankerl ist das Kapitel mit Sachen, die aufs Brot passen - da wird z.B. erklärt, wie man aus Schlagsahne selber Butter macht und die verfeinert, und es gibt Rezepte für verschiedene Aufstriche und aromatisierte Öle.
Noch ein kleiner Tipp für deutsche (Hobby-)Bäcker: Da die Autorin Österreicherin ist, sind im Buch österreichische Mehltypen angegeben, im Netz findet man aber Umrechnungstabellen, also keine Angst und ran an das Brot.
Ich bin von dem Buch rundum begeistert und habe es bereits meinen brotbackenden Freundinnen weiterempfohlen.