Nach dem Tod seiner Eltern ist der vierzehnjährigen Richard neu in dem kleinen Dorf Ballantyne und wird direkt zum Außenseiter, nur wenige Freunde kann er finden, unter anderem den stotternden und schüchternen Tom. Bei einem Ausflug in den Wald passiert etwas Unglaubliches: Tom wird von einer Telefonzelle aufgesogen und ist nicht mehr zu finden. Niemand glaubt Richard, dass er nichts mit Tom Verschwinden zu tun hat, nur die seltsame Karen scheint noch zu ihm zu stehen...Jo Nesbø ist insbesondere durch seine Krimireihe um Harry Hole bekannt geworden. In seinem neuen, in sich abgeschlossenen Roman "Das Nachthaus" schlägt er jedoch andere Wege ein und fügt seiner Geschichte eine große Portion Horror und Grusel zu, die in Ansätzen an Stephen King erinnert. Auch hier wirken einige Elemente absurd, grotesk und unzusammenhängend. Nesbøs klarer und flüssiger Schreibstil schafft eine gruselige Atmosphäre, die den Leser mitreißt, speziell auch, weil das Tempo deutlich höher ist als beim Altmeister des Horrors. Und am Ende werden die verschiedenen Ideen dann auch gelungen zusammengeführt und ergeben in sich gesehen Sinn, sodass auch die Merkwürdigkeiten fester Bestandteil der Handlung sind. Nesbø spielt geschickt mit Realität und Fiktion, was die Geschichte noch rätselhafter macht. Die Charaktere sind gut durchdacht, vor allem Richard lernt man sehr gut kennen, da aus seiner Sicht erzählt wird und man so seine Gefühlsregungen versteht.Das Buch ist in drei Abschnitte unterteilt, in denen Richard als Protagonist agiert und die Handlung aus seiner Perspektive erlebt wird. Zunächst wird die oben beschriebene Szenerie aus Richards Jugend ausgeführt, dann gibt es einen Zeitsprung von 15 Jahren, der die beiden anderen Teile noch einmal in einem anderen Licht erscheinen lassen. Die ungewöhnliche Geschichte wurde wendungsreich erzählt und bringt immer wieder neue Aspekte mit ein, die überraschend und dennoch stimmig sind.Insgesamt ist "Das Nachthaus" eine ungewöhnliche Geschichte, die Fans von Spannung, Fantasy und Horror ansprechen kann. Krimi-Puristen werden wegen der geheimnisvollen Elemente allerdings weniger mitgerissen. Mir hat dieser neue Einschlag des Autors aber gut gefallen, der frische Wind bringt zahlreiche gelungene Ideen mit ein, die vielschichtig und überzeugend dargeboten werden.