Acht Jahre sind vergangen seit Roy und Carl Opgard im norwegischen Os wieder als Brüder zusammenfanden. Sie haben sich etabliert, ein Wellnesshotel eröffnet, vielleicht auch den ein oder anderen Widersacher aus dem Weg geräumt. Doch nun soll Os durch eine Umgehungsstraße ins Nichts verbannt werden; und das steht den Plänen der Brüder natürlich im Weg.
Mir war vom Vorgänger (Ihr Königreich) selbst nicht mehr allzu viel im Gedächtnis, deswegen denke ich schon, dass man diesen Krimi auch ohne Vorwissen lesen kann. Roy erzählt die Handlung, ihm kommt man dementsprechend am nächsten. Er hat sich etwas gemausert, doch immer noch scheint er auf die Dorfeinwohner etwas sonderbar zu wirken. Dazu kommt sicherlich die Tatsache, dass die Opgards und speziell er als der ältere Bruder immer noch unter Verdacht stehen mit dem Unfalltod ihrer Eltern etwas zu tun zu haben. Die ständige Beobachtung der Dorfpolizei nervt, doch Roy ist ein sehr kühler, kalkulierender Kopf, der auch in brenzligen Situationen die Nerven behält. Carl ist da nicht ganz anders, auch wenn er ebenfalls seine eigenen Vorteile auszuspielen weiß bzw. allerlei Kniffe kennt sich welche zu beschaffen. Die beiden arbeiten auf ähnliche Ziele hin, stehen dabei aber auch in Konkurrenz zueinander und haben eine wirklich komplizierte Geschwisterbeziehung. Dieses fragile Gleichgewicht droht jederzeit zu kippen, was allein schon sehr spannend zu lesen war. Nesbo erzählt ihre Geschichte gewohnt süffig, spannende Passagen lösen sich unerwartet mit schwarzem Humor ab, ja es bahnt sich sogar eine Liebesgeschichte an. Klingt erst mal nach Durcheinander, fügt sich aber erstaunlich gut zu einem wirklich lesenswerten Krimi, der mich auch mehr überzeugt hat als sein Vorgänger. Der König ist ein runder Krimi, der unterhält, mit sehr interessanten Charakteren und Beziehungen aufwartet und dabei mal wieder zeigt, dass Nesbo auch abseits von Hole wirklich gut schreiben kann.