Der Mangel an Fachkräften hat zahllose Branchen fest im Griff. Im Fokus vieler Ratgeber steht die Gewinnung neuer Talente deren Autor:innen erklären, wie Unternehmen potenzielle Kandidaten gewinnen und von der Mitarbeit überzeugen können. Das ist und bleibt wichtig, solange sich keine Entspannung am Arbeitsmarkt abzeichnet. Die Abgänge von bewährten Mitarbeitenden können sich für ein Unternehmen vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels aber ebenfalls zu einem großen Problem auswachsen.
Das Halten von qualifizierten Mitarbeiter:innen sollte für die Personalabteilung die gleiche Bedeutung wie das Recruiting haben. Es ist aber nicht allein der HR-Bereich, der mit einer Retention Strategie dazu beitragen kann, Mitarbeitende im Unternehmen zu halten. Es können wirklich alle Beschäftigte etwas tun, um eine Umgebung zu entwickeln, in der alle gern aktiv sind.
Mit Lust statt Frust bei der Arbeit
Dank der großzügigen Homeoffice-Regelungen während der Coronakrise habe viele Beschäftigte entdeckt, dass sie in den eigenen vier Wänden produktiver sein können. Nicht bekannt ist der Anteil der Personen, die die Arbeit im Heimbüro als Befreiung empfunden haben, weil sie so einer toxischen Firmen- und Arbeitskultur entfliehen konnten.
Über den Sinn des Homeoffice geht es Jonas Höhn in seinem Ratgeber Arbeitslust statt Frust nicht. Er stellt aber die berechtigte Frage, was die Diskussion über eine Vier-Tage-Woche letztlich bringt, wenn sich an diesen vier Tagen die Menschen am Arbeitsplatz nicht wohlfühlen. Sich gestresst fühlen, weil die Umgebung sie stresst. Und dieser Stress kann verschiedene Ursachen haben. Unter anderem auch das Gefühl nicht gesehen zu werden, zu wenig Wertschätzung zu erhalten, zu wenig gestalten zu können. Das will der Autor mit seinem Buch ändern.
Eigentlich einfache Zutaten und doch so schwer
Die Zutaten für eine Unternehmenskultur und Arbeitshaltung, die mehr Lust als Frust verbreiten, sind verblüffend einfach zu benennen und doch so schwer umzusetzen. Gut, dass Jonas Höhn in jedem Abschnitt seines Werks Quick Wins integriert. Hier präsentiert der Autor Unternehmen, Führungskräften und Mitarbeitenden praktische Handlungsempfehlungen, mit denen die Zusammenarbeit positiver gestaltet wird.
Neben den konkreten Tipps liefert das Buch auch zahlreiche Einblicke in namhafte Unternehmen, die als Vorbild dienen können. So profitieren die Lesenden von dem hohen Praxisbezug.
Jonas Höhn beschäftigt sich mit flexibler Arbeitsorganisation, die auf Resultate setzt, statt auf Arbeitszeit und Anwesenheit zu schielen, Beziehungs- und Teammanagement, aber auch vielen Human Skills wie radikaler Ehrlichkeit, die nicht verletzend sein muss, Empathie und wertschätzender Sprache.
Und dies soll noch einmal erwähnt sein: Wirklich jeder Mitarbeitende eines Unternehmens kann so zu einem besseren Umfeld beitragen. Denn schon eine Korrektur des eigenen Verhaltens und der eigenen Sprache kann ein sehr mächtiger Hebel für Verbesserungen sein.
Management-Journal-Fazit: Ein flott geschriebenes Buch mit hohem Praxisbezug. Besonders hervorzuheben sind die Kurztipps aus unterschiedlichen Perspektiven und die Erfahrungsberichte aus anderen Unternehmen. Klare Leseempfehlung für alle, die aktiv die Arbeitskultur in der eigenen Organisation verbessern wollen.