Ein so leicht lesbares, verständliches, vergnügliche Lektüre bietendes und gleichzeitig inhaltlich anspruchsvolles Buch über Honigbienen mit einer solchen Fülle neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und der Vorstellung höchst erstaunlicher Fähigkeiten der Honigbienen wird man trotz der Vielzahl schon existierender Bienenbücher kaum finden. Insofern wäre das mögliche Vorurteil, es bräuchte kein weiteres Buch über die Honig sammelnden Insekten, völlig verfehlt.
Dass Bienen Schweißfüße haben (mit Drüsen an den Füßen markieren sie besuchte Blüten mit Duftstoffen und signalisieren so den Artgenossinnen, dass hier aktuell kein Nektar mehr verfügbar ist) ist frappant genug, doch findet sich in dem Buch eine große Zahl von noch viel Erstaunlicherem. Nur ein Beispiel: Bienen können darauf dressiert werden, (z.B.) impressionistische von kubistischen Gemälden (und zwar nicht die gleichen, mit denen sie gelernt haben) unterscheiden zu können!
Neben der Präsentation solch erstaunlicher Fakten macht der Autor auch klar, worin der biologische Sinn der außergewöhnlichen Fähigkeiten besteht, warum also sie sich in der Evolution herausbilden konnten. Und man erfährt, mit welch ausgeklügelten Experimenten es den Forschern gelang, die faszinierenden Ergebnisse zu gewinnen.
Die bewundernswerten Leistungen der Honigbienen lassen Fragen aufkommen wie diese: Sind sie intelligent? Kann man ihnen so etwas wie ein Bewusstsein zuschreiben? Haben sie Gefühle? Jürgen Tautz spricht auch solche Themen an, äußert sich dabei sehr differenziert und erliegt nicht der Versuchung, wissenschaftlich nicht verifizierbare Behauptungen in die eine oder andere Richtung zu treffen.
Das kompakte Buch, ausgestattet mit beeindruckenden Fotos, bringt jedem Bieneninteressierten dem Einsteiger wie auch dem schon weitgehenden Kenner der Materie großen Gewinn und kann nur sehr empfohlen werden.