Es hat unglaublich viel Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen. Unverblümt schreibt die Autorin Katja Eichinger über die Côte dAzur, über seine Strände, die oft voll sind mit mietbaren Liegestühlen, über das wundervolle blaue Meer, wo man aber leider oft viel zu viele Luxusyachten sehen kann und über die Geschichte, wie diese Region zu dem werden konnte, was es heute ist. Eine Region, so wunderschön, aber auch so dekadent, das man es sich eigentlich nicht vorstellen kann, ohne es mit den eigenen Augen gesehen zu haben.
Über die Côte dAzur habe ich schon viel gehört, aber bisher war ich noch nie dort. Durch das interessante Cover war meine Neugier gewerkt. Man sieht darauf nämlich ein ruhiges Meer mit darauf in der Ferne ein einsames Boot, die Urlaubsidylle pur, was dann aber brutal zerstört wird, durch die kitschigen goldenen Buchstaben, die für den Titel, den Autorennamen und den Verlag benutzt werden. Mich hat das irgendwie so gestört, dass ich nicht aufhören konnte, jedes Mal wieder in Richtung dieses Buches zu schauen, bis ich es dann schlussendlich auch gelesen habe.
Der Kontrast, der mich schon beim Cover aufgefallen war, begegnet man im Buch immer wieder. Einerseits ist die Côte dAzur wunderschön, aber durch die vielen Superreichen und internationalen Berühmtheiten, die da wohnen oder ihre Sommerresidenz da haben, versinkt vieles in kapitalistische Dekadenz. Ortskerne, die an sich wunderschön aussehen, verlieren ihren Glanz durch die vielen teuer Boutiquen, die nur die meist angesagten Marken präsentieren und in den Restaurants und auf den Promenaden trifft man Menschen, denen ihr Ego und Ausstrahlung so wichtig geworden sind, dass sie ihre eigene Identität verloren zu scheinen haben. Durch die ganzen kosmetischen Eingriffe haben sie jede Falte verloren und sehen sie aus als ob man in ein leeres Gesicht blickt. Dies alles beschreibt Katja Eichinger auf treffende Art und Weise in ihrem Buch, das einerseits schon als eine Liebeserklärung an dieser Region gelesen werden kann, aber andererseits nichts verschönert. Sie schreibt, so wie das Leben an der Côte dAzur wirklich ist und lässt dabei seine hässliche Seiten nicht weg.
Die Autorin nimmt uns in ihren Buch mit nach verschiedene Städte und Orte und beschreibt jedes Mal auf unterhaltsame Weise ihre Eigenheiten. Mir haben die Passagen über Nietzsche und seine Zeit an der Côte dAzur gut gefallen, aber auch den Einfluss die andere Schriftsteller und Künstler im Allgemeinen auf diese Region hatten und die Region auf sie, fand ich super interessant. Als Leser lernt man unglaublich viel über, wie die Côte dAzur und einige seiner verschlafenen Fischerdörfer zu den ultrabekannten und beliebten Städten geworden sind, wie sie es heute sind.
Insgesamt ein extrem lesenswertes und ehrliches Buch über die Côte dAzur, das ich sehr gerne gelesen habe. Die gelungene Mischung aus persönliche Anekdoten, detaillierte Beschreibungen des gegenwärtigen Lebens und die vielen Informationen zu der Vergangenheit dieser traumhaften Region hatten zur Folge, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte und während des Lesens öfters mal geschmunzelt habe. Meiner Meinung nach die ideale Lektüre für alle, die die Côte dAzur in all seinen Facetten besser kennenlernen möchten.