In diesem Roman geht es um eine geheimnisumwitterte Familie: Gwendolyn kann seit frühester Kindheit Geister sehen, ihre Großtante Maddy hat äußerst interessante Visionen, und Gwendolyns Cousine Charlotte soll das familieneigene ZeitreiseGen geerbt haben. Da das natürlich nicht ganz ungefährlich ist, gilt es, sich auf die Zeitsprünge gut vorzubereiten, und so erhält Charlotte seit frühester Kindheit Fecht und Tanzunterricht, während Gwendolyn sich mit Mathematik und Latein herumschlagen muss. Als Charlotte das Alter erreicht, in der die Zeitreisen üblicherweise einzusetzen pflegen, wartet die ganze Familie auf die ersten Anzeichen wie Schwindelattacken und Übelkeit. Auch Gwendolyn beobachtet ihre Cousine gespannt und übersieht dabei vollkommen, dass ihr selbst immer mal etwas schummrig wird. Und während aller Augen auf Charlotte gerichtet sind, findet sich plötzlich Gwendolyn gänzlich unvorbereitet in einem anderen Jahrhundert wieder, und dazu völlig unpassend gekleidet! Die Autorin hält von der ersten Seite an das rasante Tempo dieser Reise durch die Zeit aufrecht, so dass einem beim Lesen fast ebenso schwindelig wird, als ob man selbst durch die Jahrhunderte stolpern würde - allerdings aus purem Vergnügen. Denn Gwendolyn muss sich nicht nur mit unbequemen Reifröcken und engen Korsetts herumplagen, sondern auch mit geheimnisvollen Wächtern, unheimlichen Verfolgern, längst verstorbenen Verwandten und - mit Gideon! Auch er ist ein Zeitreisender, der jedoch nicht nur mit großer Begeisterung die knallbunten Kniebundhosen vergangener Zeiten trägt, sondern auch ein Selbstbewusstsein zur Schau stellt, das Gwendolyn den Atem raubt. Und während die beiden ein ums andere Mal in letzter Sekunde ihren Widersachern entkommen, stellt Gwendolyn fest, dass nicht nur der ungewohnte Umgang mit Degen und altmodischen Pulverwaffen ihr Herz erheblich aus dem Takt bringt, sondern dass vor allem Gideon nicht nur unverschämt ist, sondern auch unverschämt gut aussieht - und sie nicht darüber im Unklaren lässt, dass er lieber ihrer Cousine Charlotte als Reisebegleitung gedient hätte... Diese Heldin wider Willen schlägt sich herrlich selbstironisch durch Vergangenheit und Gegenwart, und gerade ihr Wissen um die eigenen Schwächen und ihr oft komisch anmutendes Gespür für Gerechtigkeit machen sie überaus sympathisch und glaubwürdig, wenn sie mit wehenden Röcken und zerzauster Perücke durchs London längst vergangener Zeiten hastet. Eine Geschichte, so herrlich aufregend und turbulent wie die erste Liebe nun mal ist und so phantasievoll und verrückt wie Gwendolyns Hüte, derer sie sich erfolglos zu erwehren versucht. Bitte mehr davon! (Rezension von Gabriele Hoffmann aus dem LibriFachkatalog Harry & Pooh 2009/2010)