"Empathie und Widerstand" ist ein Buch, das dazu anregen möchte, in schwierigen Zeiten Haltung zu zeigen und Wandel mit Menschlichkeit und Standhaftigkeit zu gestalten. Kristina Lunz, Mitgründerin des Centre for Feminist Foreign Policy (CFFP), hat sich durch ihre vielfältigen Tätigkeiten als Aktivistin, Autorin und Unternehmerin einen Namen gemacht. Mit beeindruckendem Lebenslauf und klarem Engagement ist sie eine der einflussreichsten jungen Stimmen für feministische Außenpolitik und soziale Gerechtigkeit.
Worum geht's genau?
Das Buch ist eine Mischung aus persönlicher Reflexion, Ratgeber und Aufruf zum Handeln. In einer einleitenden Passage erläutert Lunz ihre Motivation und Perspektive, aus der sie schreibt. Danach widmet sie sich den beiden zentralen Themen des Buches: Empathie und Widerstand. Sie beschreibt, wie wichtig es ist, Mitgefühl zu entwickeln und gleichzeitig zu wissen, wann man Widerstand leisten muss, um Wandel zu schaffen. Ihre Argumente untermauert sie mit zahlreichen Beispielen aus ihrer eigenen politischen Arbeit und Erfahrungen, die sie in verschiedenen kulturellen und sozialen Kontexten gesammelt hat. Dabei legt sie einen starken Fokus auf Menschlichkeit, Kompromissfähigkeit und die Bedeutung von Schwesterlichkeit (Sisterhood) im aktivistischen Kontext.
Meine Meinung
"Empathie und Widerstand" war das erste Buch von Kristina Lunz, das ich gelesen habe, obwohl sie mir schon länger durch Social Media und Beiträge wie ihren Text im Essay-Sammelband "Unlearn Patriarchy" bekannt war. Meine Erwartungen waren hoch, da ich ihre Arbeit schätze und ich wurde nicht enttäuscht.
Das Buch liest sich sehr flüssig, und ihr Sprachstil ist klar und verständlich, selbst für Menschen, die sich noch nicht intensiv mit den angesprochenen Themen beschäftigt haben. Fremdwörter oder komplexere Begriffe werden direkt im Text erklärt, was den Zugang erleichtert. Mit nur 160 Seiten ist das Buch kompakt und gut zu bewältigen, ohne dass es an Substanz fehlt. Besonders die einleitenden Kapitel, in denen Lunz ihre Motivation für das Buch erläutert, haben mir gefallen. Es gibt dem Buch eine klare Richtung und vermittelt ihre Perspektive als Autorin deutlich.
Die Gliederung in die Themen Empathie und Widerstand ist sinnvoll, und ihre Praxisbeispiele nachvollziehbar und hilfreich zur besseren Einordnung. Sie fordert ihre Leser:innen dazu auf, immer wieder neu abzuwägen, wann Mitgefühl der richtige Ansatz ist und wann es Zeit wird, Widerstand zu leisten. Ihre Reflexionen über die Herausforderungen politischer Arbeit, die oft mit schwierigen Kompromissen verbunden ist, sind besonders wertvoll. Sie zeigt, wie wichtig es ist, Grautöne auszuhalten und dabei nie aus den Augen zu verlieren, was uns alle verbindet: Das Mensch-Sein mit all den Rechten und Pflichten, die dazugehören (Menschenrechte).
Ein Aspekt, der mich besonders überzeugt hat, ist ihre Betonung von Sisterhood und der Raum, den sie in ihrem Buch anderen Autorinnen und Aktivistinnen bietet. Dieser solidarische Ansatz zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und gibt ihm zusätzliche Tiefe.
Allerdings gab es auch einige Schwächen. Es gab zahlreiche Wiederholungen, die das Lesen an manchen Stellen ein wenig monoton machten. Zudem hätte ich mir gewünscht, dass manche Punkte pointierter ausgearbeitet wären. Das Buch wirkt insgesamt eher wie ein persönlicher Ratgeber als ein Sachbuch, weshalb ich mir mehr Fakten und analytische Tiefe erwartet hätte. Nichtsdestotrotz kann ich es auf jeden Fall empfehlen und bin jetzt auch neugierig auf ihr erstes Buch "Die Zukunft der Außenpolitik", das ich auf jeden Fall noch lesen werde.
Fazit
"Empathie und Widerstand" ist ein inspirierendes und wichtiges Buch, das mit klarer Sprache und lebendigen Beispielen dazu anregt, Menschlichkeit und Standhaftigkeit in schwierigen Zeiten zu verbinden. Zwar bleibt es stellenweise etwas oberflächlich, doch der persönliche Ansatz und die authentische Perspektive machen es lesenswert. 4 von 5 Sternen.