Maja Lunde greift in ihrem Roman Für immer ein faszinierendes Szenario auf: Was passiert, wenn die Zeit plötzlich stehen bleibt? Die Idee, dass niemand mehr stirbt und niemand geboren wird, ist sowohl beunruhigend als auch inspirierend.
Die Stärke des Buches liegt zweifellos in seiner feinfühligen Betrachtung des Lebens im Jetzt und unserer Verbindung zur Natur. Besonders der Handlungsstrang um das ältere Ehepaar Margo und Otto hat mich berührt. Die Dynamik zwischen Margo, die Abenteuer und Freiheit sucht, und Otto, der seinen Balkonpflanzen treu bleiben möchte, war eine der stärksten und interessantesten Geschichten im Roman.
Auch die poetische Struktur des Buches, mit kurzen Kapiteln wie Momentaufnahmen, hat einen besonderen Reiz. Dieser Stil spiegelt wunderbar Jennys Perspektive als Fotografin wider und verleiht der Geschichte einen Hauch von Poesie. Gleichzeitig hatte ich jedoch das Gefühl, dass dieser Aufbau dem Tiefgang der Charaktere und Handlungsstränge manchmal im Weg stand. Einige Figuren und Situationen blieben für meinen Geschmack zu oberflächlich, und ich hätte mir mehr emotionale Tiefe gewünscht.
Der Schreibstil von Maja Lunde ist flüssig und angenehm zu lesen, und trotz des aufwühlenden Themas fliegt man förmlich durch die Seiten. Dennoch fehlte mir stellenweise die emotionale Intensität, die die beschriebenen Schicksale hätten haben können. Besonders im Mittelteil zog sich die Geschichte etwas, während das letzte Kapitel einen gelungenen und berührenden Abschluss bot. Von dieser Art emotionaler Tiefe hätte ich gerne mehr im gesamten Roman gesehen.
Insgesamt ist Für immer ein Buch, das zum Nachdenken anregt und viele spannende Fragen aufwirft. Es ist ein leises Werk, das mit einer originellen Idee und sympathischen Momenten punktet. Doch für mich blieb es letztlich eher mittelmäßig eine gute Lektüre, die jedoch nicht ganz das Potenzial ausschöpft, das die Ausgangsidee verspricht.