Der römische Staatsmann ganz privat.
Von Marcus Tullius Cicero, einem der bedeutendsten lateinischen Prosaschriftsteller, sind außer den Reden, den rhetorischen und den philosophischen Schriften auch über 900 Briefe erhalten, die Ciceros Sekretär Tiro gesammelt und überliefert hat. Lange Zeit vermisst, wurden sie im 14. Jahrhundert von dem italienischen Humanisten Francesco Petrarca wieder entdeckt. Dieses Briefcorpus wurde in vier Schriften eingeteilt: Briefe an den Verleger Atticus in 16 Büchern, an den Bruder Quintus in 3 Büchern, an den Freund Brutus in 2 Büchern und an weitere nahe stehende Personen in 16 Büchern. Die Briefe weisen zwar dieselbe schöne Sprache auf wie Ciceros übrige Werke, doch zeigen sie, da es sich um echte Gebrauchsbriefe, nicht um geschönte Fassungen oder Kunstbriefe handelt, auch die menschliche, unvollkommene Seite des Staatsmannes, der als homo novus (politischer Aufsteiger, der nicht aus einer Senatorenfamilie stammte) alle römischen Staatsämter suo anno, d. h. sofort mit Erreichung des Mindestalters, ausübte. Dies gilt insbesondere für die Briefe aus dem Exil und die Briefe an seine Ehefrau Terentia und die gemeinsamen Kinder, die in der vorliegenden Auswahl chronologisch und mit einer Einleitung sowie Erläuterungen zum Verständnis dargeboten werden.