Um es gleich vor weg zu betonen: Dieses im Campus verlegte Buch wird seine Leser:innen fordern. Denn es geht in Wachstumskultur um nicht weniger als die theoretische und praktische Behandlung von Fragen rund um die Arbeitsmentalität. Und das aus dem Munde einer Pionierin auf diesem Gebiet. Wer Zeit und Aufmerksamkeit in die anspruchsvolle Lektüre steckt, wird daraus einen spürbaren Gewinn für seine eigene Arbeit und die Veränderung der Unternehmenskultur in seinem Unternehmen ziehen.
Schluss mit der Geniekultur
Das aus dem amerikanischen Englisch hervorragend übersetzte Buch startet auch gleich fordernd, wenn die Autorin schon auf den ersten Seiten von einer Geniekultur spricht, die zugunsten der Wachstumskultur überwunden werden muss.
Vordergründig hört sich Genie positiv an. Damit ist aber die Vorstellung verbunden, dass es begnadete Führungspersönlichkeiten an der Spitze eines Unternehmens geben muss, die über Fähigkeiten verfügen, die einfach in ihnen stecken und die nicht erlernbar sind.
Doch es gibt eindrucksvolle Beispiele für das Scheitern dieses Ansatzes. Besonders spektakulär der Fall von Elizabeth Holmes, die als wahres Wunderkind mit ihrem Unternehmen Theranos gesehen wurde. Wie sich dann herausstellte, führte der Glaube an das Genie der Gründerin zwar zu millionenschweren Investitionen in ihr Start-up. Nur leider gab es nie ein funktionierendes Produkt.
Auch das Schicksal von Microsoft war lange Zeit an Genies geknüpft. Erst rund um den Gründer Bill Gates, dann um dessen Nachfolger als CEO Steve Ballmer. Mit Satya Nadella setzte ein Wandel im Unternehmen ein. Er schaffte den Wandel zur Wachstumskultur im Sinne des Buchs.
Zeit für einen Neustart des Mindsets
Die Verfasserin gliedert das Buch in zwei Teile: Zum einen animiert sie zu einem Neustart des (eigenen) Mindsets und zeigt die Schwächen der bisherigen Ansätze eines regelrechten Geniekults. Viel mehr Raum nehmen indes die Ausführungen mit Beispielen und Rückgriffen auf die Forschung ein, die sich mit dem Wandel zu einer Wachstumskultur beschäftigen.
Hier richtet sie den Blick auf die Wirkungen in Hinblick auf Zusammenarbeit, Innovationen, Risikobereitschaft sowie Vielfalt und Inklusion. Dies alles mit einer lesbaren Mischung aus Theorie, wissenschaftlichen Erkenntnissen und nachvollziehbaren Beispielen aus der Praxis.
Management-Journal-Fazit: Wer sich fragt, wie er es schafft, in seinem Unternehmen eine Kultur zu etablieren, die Innovationen hervorbringt und risikobereit ist, ohne leichtfertig zu sein, sollte dieses Buch lesen. Es fordert im besten Sinne die grauen Zellen der Lesenden. Und die Mühe lohnt sich.