Viele Menschen, deren Muttersprache Deutsch ist, und die in den letzten 50 Jahren Kinderbücher gelesen haben, dürften diese Geschichten kennen. Es gab sie bisher zwar nur einzeln als Bilderbücher, aber sie zählen zum Schönsten, was die Kinderliteratur zur bieten hat. Deshalb liegen sie nun zusammengefasst vor, in einen dicken Band mit Leinenrücken, damit sie auch künftig alle Situationen, in denen gelesen oder vorgelesen wird, gut überstehen. Das Buch wird zwar wohl kaum von Katzen oder Wetterfröschen gelesen werden, denn dafür ist es zu groß. Aber vielleicht findet sich jemand, der ihnen daraus vorliest. Sie wären sicher sehr glücklich darüber! Für Großväter oder Großmütter ist es schon eher gemacht. Es liegt gut in den Händen derjenigen, die in einem bequemen Ohrensessel die Welt um sich herum vergessen wollen. Es ist zwar ein wenig zu schwer, um es in einer Hand zu halten, aber wenn man als Portraitmaler eine vornehme Dame mit Mops im Arm auf dem Postament sitzen hat, dann kann es schon passieren, dass man diese Beschwernis auf sich nimmt, und trotzdem weiter liest. Die Geschichten von Michael Ende können auf jeden Fall als Entschuldigung gelten, wenn die Dame dann ein Mopsgesicht hat und der Mops das hübsche Blumenhütchen seiner Herrin trägt. Wie Mütter allerdings nebenbei kochen können, während sie z.B. die "Zungenbrechergeschichte" lesen, das ist mir ein Rätsel. Und das Fieberthermometer sollten sie auch besser dem verrückten "Norbert Nackendick" einschieben. Vielleicht können sie damit verhindern, dass er zu Stein erstarrt - obwohl, das wäre gar nicht sinnvoll ... "Tranquilla Trampeltreu" wäre dem kleinen Bruder jedenfalls eine gute Begleiterin im Lift. Sicher könnte sie ihm ein schönes Lied vorsingen, und seine große Schwester könnte mit "Lenchens Geheimnis" vielleicht auch die Zeichen im Telefon auflösen. Aber "macht nichts", wenn es nicht geschieht, es gibt ja genug andere Geschichten. Das Baby jedenfalls sollte unbedingt das "Kleine Lumpenkasperle" finden, und die Großmutter hätte mit "Ophelias Schattentheater" einen schönen Traum, für den sie das "Traumfresserchen" gar nicht bräuchte. Aber weil alle Leute manchmal eine "schlimme Nacht" erleben müssen, ist es schon sehr sinnvoll, dass alle das Traumfresserchengedicht kennen - auswendig natürlich! Denn wer weiß, wann und wo man damit böse Träume bannen muss. Es kann also der "Wunsch aller Wünsche" in Erfüllung gehen, wenn man mit dieser "Zauberschule" lesen lernt. (Rezension von Gabriele Hoffmann aus dem Libri-Fachkatalog Harry & Pooh 2008/2009)