Ein prominenter Muslim österreichisch-jüdischer Herkunft berichtet aus der Gründungsphase Saudi-Arabiens - zu einer Zeit, als das Land für Nicht-Muslime unzugänglich war. Die »arabischen Jahre« Muhammad Asads (1900-1992, geb. als Leopold Weiss), des visionären islamischen Denkers österreichisch-jüdischer Herkunft, waren Schlüsseljahre: Zu einer Zeit, als das Gebiet des heutigen Saudi-Arabiens Nicht-Muslimen verschlossen war, berichtete er als Korrespondent für führende europäische Zeitungen aus der arabischen Welt und wurde zu einem Vertrauten König Ibn Sauds. Er war mit kolonialkritischer Feder und Kamera vor Ort, als der legendäre Herrscher sein Territorium zum Königreich formte. Erstmals werden nun seine Reiseberichte und Reportagen der Jahre 1927 bis 1932, die er hauptsächlich für die »Neue Zürcher Zeitung« schrieb, veröffentlicht. Asad hat darin das von den Traditionen einer islamischen Stammesgesellschaft und dem Wahhabismus geprägte Land festgehalten, bevor es sich durch die Öffnung für Ölkonzerne umfassend wandelte. Ein biografischer Teil beleuchtet diesen Lebensabschnitt zum ersten Mal umfassend und zeichnet das Bild eines jüdischen Intellektuellen, der sich auf der Suche nach sich selbst als »Araber« neu erfand. Gestützt auf eine Vielzahl neuer Quellen - Briefe, Tagebuchnotizen, Lebensdokumente, Fotos sowie Auskünfte von Verwandten und Zeitzeugen - zeigt er den weit vernetzten Journalisten auch in bislang unbekannten Rollen, etwa der eines »Selfmade«-Ethnografen und Protegés bedeutender europäischer Orientalisten.