Für Norwegen habe ich schon immer eine Affinität und das ist kein Wunder. Jede Landschaftsaufnahme von diesem herrlichen Stückchen Erde überrollt mich mit seiner Schönheit und die Geschichten über Trolle und Elfen ziehen mich sofort in ihren Bann. So komme ich nicht umhin, mich in das Backbuch zu verlieben. Die Norweger sind mit Sicherheit so große Naschkatzen wie ich, denn wenn ich mir all die leckeren Gerichte anschaue, dann finde ich zwar auch Herzhaftes, aber die süßen Varianten überwiegen, was mich total freut.
Der Aufbau:
Alle 90 Rezepte sind bebildert und bei manchen fügen sich Landschaftsaufnahmen oder Fotos von Kräutern und Tieren mit ein. Die Autorin ergänzt spielerisch viele Rezepte mit Wissen über Land, Leute und Traditionen. Das fließt problemlos beim Lesen mit ein und sorgt dafür, das ich sofort eine Verbindung zum für mich neuen Gericht herstellen kann.
Es gibt nützliche Hinweise zu Küchenzubehör und Zutaten, weil sich manches in Norwegen doch von unseren unterscheidet. Die Rezepte werden von den Jahreszeiten beeinflusst und unterteilen sich im Buch in verschiedene Lichtzeiten. Am Ende gibt es ein hilfreiches Register. Das Norwegen-Backbuch hat meine Neugier entfacht.
Foto des Praxistests findest du auf meinem Blog lesehungrig
Der Praxistest startet mit den Sonnenschnecken:
Da ich es nicht mehr erwarten kann, stürze ich mich ins Backabenteuer und wähle für den Anfang die Sonnenschnecken von Seite 15 aus. Weil ich keinen Kardamom da habe, nehme ich gemahlene Tonkabohne, was für mich auch gut passt, mir aber vermutlich kein Norweger verzeihen wird. Frische Hefe ziehe ich Trockenhefe immer vor und so löse ich etwa 10 Gramm Hefe mit etwas Zucker in der lauwarmen Milch auf und gebe es zum vorbereiteten Mehlgemisch.
Erste Ergebnisse:
Die Teigkonsistenz ist etwas flüssig. Ich habe einen EL Mehl dazugegeben und lass mich überraschen, wie sich der immer noch weiche Teig (im Buch wird er elastisch genannt) nach dem Gehprozess weiterverarbeiten lässt. Den Hefeteig lasse ich länger als eine Stunde gehen und siehe da, ich kann ihn gut verarbeiten. Da ich keinen Pudding mag, habe ich das Rezept abgewandelt und die mit Ei bestrichenen Teiglinge mit Hagelzucker bestreut.
Es dauert nicht lange und in der Küche verbreitet sich ein herrliches Zimtaroma. Wie ich das liebe. Auf Kuchengittern kühlen die Hefeschnecken aus und die erste Probe ist genial. Meine Nichte hat dies ebenso bestätigt. Die werden definitiv wiedergebacken.
Das Zimtkuchenbrot:
von Seite 51 reizt mich auch klar, Zimtliebe und so wird es kurzerhand gebacken. Der Teig lässt sich problemlos anrühren und da die Autorin erwähnt, dass das Original in einer runden Form gebacken wird, habe ich eine Runde genommen.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen und da es ein Kuchen ohne Sahne und Creme ist, haben wir uns ein großes Stück für den Tag im Schwimmbad mitgenommen. Er schmeckt uns allen toll.
Ja ist denn schon Weihnachten?
Es herrschen zwar sommerliche Temperaturen, aber die Pepperkaker (Pfefferkuchen) S. 226 müssen probiert werden. Da die angegebene Rezeptmenge von 60-80 Stück ausgeht, habe ich nur ein halbes gebacken. Der Teig gelingt leicht, braucht aber zum Verarbeiten etwas Kraft. Ich empfehle, die Menge zu halbieren, bevor du sie zum Kühlen stellst. So hast du später kleinere Teigkugeln, die du ausrollen kannst. Mit der Zeit geht es leichter, da der Teig durch die Wärme weicher wird. Die Pfefferkuchen leben auch von der Optik und so sehen Lebkuchenmänner, Sterne, Schneeflocken und Rentiere total süß aus und verströmen ein weihnachtliches Flair auf dem Teller.
Die Backzeit liegt bei mir bei 8-9 Minuten pro Blech und nachdem Abkühlen habe ich einige mit weißer Zuckerschrift verziert. (Puderzucker mit etwas Wasser verrühren) Der Geschmack ist gigantisch und so finden die Pfefferkuchen reichlich Abnehmer. Dieses Rezept ist jetzt ein fester Teil in meiner Weihnachtsbäckerei. Nachtrag: Die Pfefferkuchen sind auch nach Tagen noch herrlich weich in der Dose.
Große Brotliebe:
Da ich öfters Brot backe, möchte ich unbedingt ein norwegisches ausprobieren und so entscheide ich mich für das Emmer-Dinkel-Brot auf Seite 18. Hier halte ich mich an alle Zutaten, inklusive der Trockenhefe. Was mir nach der Teigzubereitung auffällt, ist, dass der Teig zu sehr klebt. Mal sehen, wie er nach der Übernachtgare am Morgen aussieht.
Teig-Diskussionen:
Am nächsten Morgen klebt der Teig weniger, aber immer noch zu sehr. So haben der Brotteig und ich schon einen Kampf hinter uns, als er endlich in der Backform landet, denn jetzt muss es noch mal 1 Stunde gehen. Meiner Meinung nach sind 100 ml Wasser zu viel im Rezept angegeben. Der Teig hat mächtig geklebt und hat sich nur mit Mühe in die kleine Lilly bringen lassen. Eigentlich gehört es von der Menge her in den großen Ofenzauber, aber da hätte ich ein Fladenbrot herausbekommen, da der Teig total auseinandergeht. Ich bin sehr auf das Ergebnis gespannt und der Teig wirft mächtig Blasen. Gut so. Mit dem Backergebnis bin ich rundum zufrieden.
Auch der Anschnitt überzeugt mich. Das Brot ist außen herrlich knusprig und in der Mitte wunderbar weich und luftig. Dieses Rezept wird wiederholt, aber dann mit weniger Flüssigkeit.
Mein Fazit:
Das Norwegen-Backbuch überzeugt mich auf ganzer Linie und nach den vier getesteten Rezepten stehen schon weitere auf dem Startblock. Es ist ein toll bebildertes Buch, das mir reichlich köstliche Spezialitäten aus Norwegen nahe bringt und mit den ergänzenden Informationen zu Land, Leute und Traditionen gewinnt es mit Sicherheit die Lesenden für sich. Bodenständige und leichte, traditionelle sowie anspruchsvolle Gerichte füllen die Seiten.
Es gibt kaum ein Backbuch, das mir in den letzten Jahren so sehr ans Herz gewachsen ist wie dieses hier. Die Optik und die Haptik sind mega, die Backanleitungen leicht verständlich und die Ergebnisse sprechen für sich. Ich bin so froh, dass ich es habe, und dieses Buch werde ich mit Sicherheit nie verleihen.
Von mir erhält Das Norwegen-Backbuch 5 köstliche Sterne von 5 und eine absolute und unbedingte Leseempfehlung.