Ist es nicht wunderbar, fragte sie stattdessen, wenn die Menschen, statt sich gegenseitig nach dem Leben zu trachten, zu einem solchen Völkerfest zusammenkommen? Um all der Wunderwerke zu feiern, die der Fortschritt hervorgebracht hat? Ich glaube, wir wissen gar nicht, in was für herrlichen Zeiten wir leben.
1871 treffen in einem Karlsbader Hotel die britische Unternehmertochter Vicky Paxton, der deutsche Ingenieur Paul Biermann und der französische Koch Auguste Escoffier aufeinander.
Allen dreien stehen aufregende, herausfordernde Zeiten bevor. Sie ahnen dabei noch nicht, dass ihre Schicksale auf eine besondere Weise für immer miteinander verbunden sein werden.
Abwechselnd wird aus der Perspektive der Hauptfiguren in der dritten Person Vergangenheit erzählt. Auch der Schauplatz ändert sich regelmäßig. Die Kapitel sind recht kurz gehalten, sie enden oft mit einem kleinen Cliffhanger. Der Schreibstil ist klar, schnörkellos und gut verständlich.
Alle drei Protagonisten haben große Träume und Visionen. Victoria, Vicky stammt aus einer einflussreichen Familie. Ihr Großvater entwarf und plante einst für die Weltausstellung in London den berühmten Kristallpalast. Nun hat ihre Familie das nächste monumentale Projekt im Blick: eine Tunnelverbindung Englands mit dem Festland. Vicky träumt von Freiheit, sie möchte das Leben in vollen Zügen genießen, auskosten und spüren, ihm einen Sinn geben.
Auch Paul Biermann hofft als Ingenieur, ambitionierte Projekte verwirklichen zu können und arbeitet später am Bau der Berliner Prachtstraße Kurfürstendamm mit.
Für den französische Koch Auguste ist Kochen Kunst. Er verfolgt das ehrgeizige Ziel, als Koch Berühmtheit zu erlangen.
Drei sehr interessante Hauptfiguren werden - wie für den Autor typisch- eher nüchtern und wenig emotional dargestellt. Anhand ihrer persönlichen Schicksale wird Geschichte erzählt.
Ob sich Vicky, Paul und Auguste ihre Träume erfüllen können? Peter Prange schreibt von bewegten Zeiten und bewegten Leben. Vermeintliche langweilige, historische Ereignisse bekommen durch das Buch eine besondere Bedeutung, ein persönliches Gesicht. Sie werden lebendig, weil sie die Romanfiguren direkt beeinflussen. Durch die unterschiedlichen Nationalitäten und gesellschaftlichen Situationen der Figuren nimmt man beim Lesen verschiedene Perspektiven ein, bekommt einen ganzheitlichen Blick auf historische Entwicklungen. Es wird anschaulich und eindrücklich gezeigt, dass verschiedene Ereignisse ganz unterschiedlich wahrgenommen werden, auf unterschiedliche Menschen ganz unterschiedliche Auswirkungen haben. Herrliche Zeiten- Die Himmelsstürmer nimmt immer wieder Bezug auf Peter Pranges früheren Roman Miss Emily Paxton, der von Vickys Familie, hauptsächlich ihrer Mutter erzählt.
Für mich ist Himmelsstürmer eine lebendige, sehr unterhaltsame, mitreißende Geschichtslektion. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.