Die fünfzehnjährige Linda kümmert sich in ihrer Freizeit um Hubert, ihren sechsundachtzigjährigen Nachbarn, der an fortschreitender Demenz leidet. Hubert war früher Bademeister und während Linda die polnische Pflegerin Ewa entlastet, lässt sie sich allerhand Dinge einfallen, um es ihm so angenehm wie möglich zu machen, und dazu gehören Geschichten aus seinem Berufsleben, die den kranken Mann beruhigen. Lindas einziger Freund Kevin sowie Hubert sind der Grund, warum die Jugendliche ihren Plan, aus dem Leben zu scheiden, noch nicht umgesetzt hat, denn sie möchte beiden keinen Schmerz zufügen. Derweil schreitet die Krankheit voran, denn das Schicksal lässt sich nicht aufhalten.
»Manchmal lache ich, weil seine Antworten derart komisch sind. Immer öfter jedoch bleibt mir das Lachen im Hals stecken. Hubert weiß nie, was als Nächstes zu tun ist, und er weiß weder, wer zu ihm gehört, noch, ob er zu jemandem gehört. Genau genommen hängt er in der Luft, und in der Luft zu hängen - darin bin ich Expertin - macht wirklich keinen Spaß.« (Seite 32)
Mit einem weinenden und einem lachenden Auge klappe ich das Buch zu, trockne meine Tränen und lasse meine Gedanken noch etwas schweifen. Eigentlich weiß ich gar nicht, wie ich in Worte fassen soll, was ich gelesen habe, so sehr hat mich die Geschichte von Linda, Kevin und Hubert berührt. Der Autorin ist hier der schwierige Spagat zwischen Kitsch, Rührseligkeit und echten Gefühlen besonders gut gelungen, ich fühlte mich auf jeder Seite des Buches sehr gut aufgehoben, konnte Situationen nachvollziehen und Gedanken nachverfolgen. Der Umgang von Linda mit dem demenzkranken Hubert war so beeindruckend, ein solches Gefühl für Menschen ist eine Gabe, die meinen vollsten Respekt verdient.
Ein Buch über die Freundschaft, das Erwachsenwerden, das Leben, den Tod und den Umgang mit letzterem. Ich habe gelacht und geweint, geschmunzelt und gestaunt, vor allem aber habe ich viel zum nachdenken mitgenommen, das ich für mich nutzen will. Dankeschön dafür und für die wunderbare Zeit.