Besprechung vom 31.01.2019
Von jenseit des Meeres
Seit der Antike haben Leuchttürme die Seefahrer geleitet und gerettet. Sie gehören zu den markantesten Bauwerken der Geschichte. Form plus Funktionalität machte ihre Existenz aus, nur zusammen ergaben sie Sinn. So waren es vor allem Ingenieursleistungen, die Leuchtfeuer an den gefährlichsten Küstenorten möglich machten, wo tückische Riffe und Felsen im Meer Schiffsunglücke in Serie provozierten. Tüftler erdachten für sie halsbrecherische Konstruktionen, erst aus Holz, dann Stein und Eisen, im Fels verankert, im Meeresboden verschraubt, die funzeliges Talglicht auf See schickten, das bei Wind und Wetter ausgeblasen wurde oder die Türme in Brand setzte. Ein ständiger Kampf gegen die Naturgewalten, die viele Leuchttürme beim nächsten Sturm hinwegfegten und ungezählte Menschenleben forderten. Der vorliegende Band porträtiert das eindrucksvoll mit Geschichten, Bildern, besonders aber einer Vielzahl hervorragend ausgewählter, zum Teil uralter technischer Zeichnungen. Ein Erfindungsgeist Daniel Düsentriebscher Genialität tritt da zutage, der Rückschläge mit immer neuen Ideen beantwortete. Auch nichttechnophilen Lesern macht es Spaß, den Ideen der Baumeister zu folgen, wenn es darum ging, auf engstem Raum Leben und sinnvolles Arbeiten möglich zu machen. Die Kapitel spannen mit ebenso informativen wie unterhaltsamen Texten den Bogen von der Antike bis in unsere Zeit, vom Kampf mit technischen Grenzen, der Entwicklung starker Prismen und Lampen bis zur Automatisierung. Diese machte schließlich die Arbeit der Leuchtturmwärter überflüssig, der Hüter des Lichts, deren entbehrungsreichem Leben ein anrührendes Kapitel gewidmet ist.
swe.
"Wächter der See - Die Geschichte der Leuchttürme" von R.G. Grant. Dumont Buchverlag, Köln 2018. 150 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Gebunden
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