Mit den Schlüsselbegriffen 'Analogie' und 'Ambivalenz' gelingt es, die zeichenhafte Bedeutung bestimmter Tiermotive zu dechiffrieren, die wie selbstverständlich zur Bildwelt der Griechen des 7. und 6. Jahrhunderts v. Chr. gehören. Hat es sich bislang unserem Verständnis entzogen, weshalb sie bei Sagendarstellungen oder auch in nicht-mythischen Szenen scheinbar grundlos den Bildern beigefügt werden, so sind ihre Botschaften für uns nun lesbar.
Im Fokus stehen Tiere, deren Eigenschaften und Verhaltensweisen sie dazu prädestinieren, als Bildzeichen von Analogie und Ambivalenz zu fungieren. So wie das Tiergleichnis zu den frühgriechischen Erzähltechniken des Epos und anderer literarischer Gattungen gehört, ist es auch Teil der archaischen Bildwelt. Man bediente sich dieses Vergleichspotentials und fügte dem narrativen Kontext ein dem Inhalt entsprechendes Tiermotiv als Analogon hinzu: Flink wie eine Eidechse verschwindet Eurystheus im Pithos. Hinzu kommen Tiere, die sich aufgrund zoologischer Merkmale, wie etwa Gestalt, Lebensweise oder Habitat, zum Sinnbild der Ambivalenz eignen. Sie besitzen die Merkmale von Schwellenwesen, sei es, dass sie nachtaktiv, Amphibien oder Zugvögel sind. Als Žklassische GrenzgängerŽ stellen sie Verbindungen her und gelten als ŽMediatorenŽ. Daher bereichern sie Darstellungen von lebenszyklischen Übergängen wie Geburt, Adoleszenz, Hochzeit und Tod. So erklärt sich auch ihre Rolle im Votivwesen und ihr Vorkommen als Grabbeigabe.
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