Wir haben in meinem derzeitigen Deutschkurs die Novelle Der Tod in Venedig von Thomas Mann gelesen. Voller Erwartungen nahm ich die Lektüre mit in meinen Urlaub, doch meine anfängliche Vorfreude verschwand bereits nach der ersten Buchseite. Die sehr komplexen und verschachtelten Sätze waren für mich anfänglich sehr schwer verständlich und somit entwickelte ich eine Motivationslosigkeit gegenüber dem Lesen, da sich kein Lesegenuss einstellte. Es strengte mich an jeden einzelnen Satz zu lesen und ich hatte durchgehend das Gefühl, dass ich kein Stück vorankam. Dabei zählte ich wortwörtlich die Buchseiten mit, um meinen Lesefortschritt zu beobachten, wohingegen ich bei meinen Lieblingsbücher traurig bin, wenn sie sich dem Ende zuneigen.
Allerdings muss ich zugegeben, dass ich schnell feststellte, dass das Buch fortlaufend immer verständlicher wurde. Ehrlicherweise musste ich mich erst etwas an den Schreibstil gewöhnen, aber nach einer Weile faszinierte mich sogar die unfassbar starke Ausdrucksweise von Thomas Mann. Aufgrund seines Schreibstils hat mich die Novelle zwar begeistert, jedoch fehlte es mir bei der Handlung an Spannung. Sofern man nicht ein großes Grundwissen der Mythologie und Philosophie besitzt, liest sich das Buch eher langweilig und recht eintönig. Erst durch das gemeinsame Besprechen bestimmter Textstellen im Unterricht wurden mir Textzusammenhänge und Vorausdeutungen, die auf das Ende der Novelle hinweisen, bewusst. Das Deuten von beispielsweise Aschenbachs Träumen wird ebenfalls schwierig, wenn man nicht schon einmal von dem psychoanalytischen Denken nach Freud gehört hat. Nur durch das Hintergrundwissen konnte man erfassen, dass Aschenbachs Träume von seinem ES gesteuert werden, welches seine unterbewussten Triebe, in seinem Fall sein sexuelles Verlangen, sehr offensichtlich zum Ausdruck bringt.
Für einen unerfahrenen Leser wie mich wirkt demnach die Novelle auf den ersten Blick spannungslos und man erkennt erst nach genauerer Besprechung im Unterricht erkannte ich erst die vielen Anspielungen des Erzählers, welche die Novelle erst so richtig spannend machen. Das hat meinen Lesefluss extrem behindert, wodurch mich die Nouvelle beim Lesen an keiner einzigen Stelle packte und mitriss.
Positiv zu erwähnen ist jedoch, dass ich mein Grundwissen durch das Lesen ausgebaut, einen Spürsinn für gut geschriebene Bücher entwickelt habe und nun weiß, dass ich unbedingt mehr kulturell geprägte Bücher lesen sollte, um beim nächsten Mal den Inhalt des Buches besser zu verstehen. Trotzdem steht für mich fest, dass ich das Buch nicht nochmals lesen werde. Wer großes Interesse an anspruchsvoller Lektüre hat, wird an diesem Buch viel Freude beim Lesen haben.