Ich liebe es, wenn mir ein Buch in die Hände fällt, welches sich dann als ein kleiner Schatz erweist. Ich habe IM TAL wirklich genossen - Story und Schreibstil des Autoren waren genau auf meiner Wellenlänge.Toni (Anton) Rosser wird 1897 in einem Tal in der Fränkischen Schweiz geboren. Seine Kindheit ist geprägt von der Kaltherzigkeit und der Gewalt seines cholerischen und jähzornigen Vaters. Seine Mutter ist gestorben, als er erst vier Jahre alt war (wie man später erfährt bei einem tragischen Arbeitsunfall). Somit lebt er mit seinem Vater - und in ständiger Angst vor diesem - allein auf dem maroden Hof; jeder kindliche Fehler mündet in brutalen Bestrafungen durch seinen Vater....Aber das Gewitter ist da. Steht in der Tür, schnauft, sieht sich um. Sieht, dass kein Holz da ist, hört die Stalltür drüben klappern, riecht die angebrannten Kartoffeln. Sieht den Toni am Fenster stehen, träumen. Und entlädt sich...Der einzige Mensch, der mit ihm ab und an redet, ist Marga, eine Nachbarin; doch auch sie muss sich vor Tonis Vater und seinen Gewaltausbrüchen in Acht nehmen. Toni erfährt von Marga die Umstände über den Tod seiner Mutter - sowie ein schreckliches Geheimnis, in welchem sein Vater eine Rolle spielt.Toni wächst heran, besucht die Schule, findet jedoch keinen Anschluss bei seinen Mitschülern, die ihn meiden, ..."Mit dem geh ich nicht", sagt er zu seiner Mutter, "der kommt ausm Tal", und wartet, bis der Toni weg ist...Schließlich geht er bei einem Metzger in die Lehre - er übersteht das töten der Tiere, das Blut, die Innerreien dadurch, dass er sich ganz in sich zurück zieht; eine Methode, die ihm auch in der Schule schon geholfen hat.Nach einiger Zeit erlebt er jedoch eine böse Überraschung in Bezug auf seine Tätigkeit beim Metzger. Sein Leben gerät ein weiteres Mal ins Wanken - er beschließt, seinem Vater und dem brutalen Leben zu entfliehen. Er läuft weg und wird Soldat. Doch das Soldatenleben ist noch sehr viel brutaler - denn der erste Weltkrieg ist ausgebrochen und so durchlebt er die unmenschlichen Stellungs- und Grabenkämpfe an der Front.Doch er überlebt und kehrt zurück. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, da es noch einige Wendungen gibt, die der Leser selbst erleben sollte. Nur soviel, er erfährt noch eine sehr unglückliche Liebe, in welcher die Tochter von Marga eine entscheidende Rolle spielt - und landet schließlich auch an der Front des zweiten Weltkrieges.Das Buch beginnt 1968 - mit dem Tod von Toni und es endet mit seinem Tod. ...Toni Rosser stirbt im Februar neunzehnhundertachtundsechzig mit einundsiebzig Jahren. Die Umstände seines Todes scheinen klar, im Totenschein vermerkt der Arzt "Herzstillstand", zu den Umstehenden sagt er "Altersschwäche, Unterernährung, Verwahrlosungszustand" und zuckt dazu mit den Schultern....Dazwischen erzählt der Autor das Leben von Toni, beginnend mit seiner Kindheit. Und dies in so einer starken Konzentration von klaren Sätzen und kurzen Kapiteln. Der Leser begleitet Toni durch sein karges und brutales Leben, welches er zumeist einfach nicht versteht. Doch entwickelt sich hier kein das Leben hinterfragender Zweifler, sondern einfach ein Mensch, der schon zu früh zuviel Gewalt erlebt hat und dieser einfach nicht entkommt. Ein Leben geprägt von harter Arbeit, von Verzicht und Enttäuschung.Man leidet mit Toni, stolpert mit ihm über die Schlachtfelder des Krieges und seines gesamten Lebens - und sieht immer wieder, dass er nichts daran hätte ändern können; man hat in seiner Situation einfach nie einen andere Lösung für in parat. Mich hat das Buch sehr bewegt - und mir gleichzeitig sehr gut gefallen.Von mir gibt es 5/5 Sternen.Und eine Empfehlung geht raus an alle, denen nüchterne Lebensgeschichten aus dieser Zeitepoche gefallen.Wer Oliver Twist oder die Adaptation Demon Copperhead mochte - oder auch der Friedhofswärter (im selben Verlag erschienen), dem wird dieses Buch sicher gefallen.