"Über Lebensbücher" ist eine Sammlung von Porträts, in denen 17 Frauen über die Literatur sprechen, die ihr Leben geprägt und in schwierigen Zeiten begleitet hat. Die Autorin Uschi Korda, Journalistin und ehemalige Chefredakteurin von Servus in Stadt & Land, ist bekannt für ihre vielseitigen Reportagen und Interviews. In diesem Buch beleuchtet sie die transformative Kraft von Büchern durch die Perspektive unterschiedlicher Frauen, die sie befragt hat.
Worum geht's genau?
Das Buch widmet sich der Frage, welche Bücher Frauen in entscheidenden Momenten ihres Lebens geholfen haben. Die porträtierten Frauen, darunter Schauspielerinnen, Wissenschaftlerinnen, Künstlerinnen und Buchhändlerinnen, teilen ihre persönlichen Erfahrungen mit Literatur, die sie inspiriert oder unterstützt hat. Dabei geht es um Bücher, die in Krisen Mut machten, bei wichtigen Entscheidungen halfen oder die Sicht auf die Welt nachhaltig veränderten. Der Fokus liegt auf der individuellen Verbindung zwischen Leser:innen und Werk, untermalt von einem klar erkennbaren Bezug zur österreichischen Kultur- und Literaturszene.
Meine Meinung
Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen und war zunächst von der grafischen Gestaltung begeistert. Es ist optisch ansprechend und lädt dazu ein, sich mit den Lebens- und Leseerfahrungen der porträtierten Frauen auseinanderzusetzen. Besonders gefallen hat mir die Vielfalt der Frauen und meine Highlights waren die Texte rund um die Museumsdirektorin Barbara Staudinger und die Schauspielerin Proschat Madani. Hier zeigt sich die Stärke des Buches: Es bietet Einblicke in sehr unterschiedliche Lebenswelten und Erfahrungen.
Allerdings blieb das Buch für meinen Geschmack inhaltlich oft zu oberflächlich. Viele der porträtierten Frauen und ihre Überlebensbücher konnte ich nach dem Lesen kaum in Erinnerung behalten, da die Texte oft nur an der Oberfläche kratzten und auch in der Menge untergehen. Stattdessen hätte ich es bevorzugt, weniger Frauen ausführlicher vorzustellen, um tiefere Einblicke in ihre Persönlichkeiten und die Bedeutung der besprochenen Bücher zu gewinnen.
Auch ein einleitendes Kapitel zur Idee hinter der Textreihe hätte dem Buch gutgetan. Es fehlte eine klare Erklärung der Motivation und Zielsetzung, was den Einstieg etwas holprig machte. Zudem war der starke Österreich-Bezug spürbar: Wiederholt wird auf die Werke von Ingeborg Bachmann verwiesen, die in mindestens drei Kapiteln als prägend erwähnt wird.
Der Schreibstil von Uschi Korda überzeugt jedoch durchweg. Ihre Tonalität ist zugänglich und elegant, was das Lesen angenehm macht. Wer sich für die Verbindung von Frauen, Literatur und Lebensgeschichten interessiert, könnte an diesem Buch Freude finden. Besonders empfehlenswert ist es für Leser:innen, die bereits eine Affinität zur österreichischen (Frauen-)Literaturszene haben. Wem das Buch gefallen hat, dem würde ich auch "Unter Frauen. Geschichten vom Lesen und Verehren" ans Herz legen.
Fazit
"Über Lebensbücher" ist ein optisch und stilistisch gelungenes Buch, das interessante Ansätze bietet, aber inhaltlich oft an der Oberfläche bleibt. Mit einem stärkeren Fokus auf die Tiefe der Porträts hätte es deutlich mehr Potenzial entfalten können. Dennoch ist es ein schönes Werk für zwischendurch, das literarische Inspiration liefert. 3 von 5 Sternen.